Ein zwiegespaltener Charakter gemischt mit etwas Medienschelte und einem Brecht´schen Offkommentar – schon hat man Schiller in die Moderne gebeamt. Heraus kommt: „Luise vs Luise“

Der kleine Saal in der katholischen Hochschulgemeinde in Bayreuth ist wieder einmal gut besucht. So gut sogar, dass die Souffleuse zu Beginn erst einmal als Platzanweiser einspringen muss. Als dann endlich alle Besucher auf einem Stuhl saßen konnte es los gehen. Auf dem Spielplan steht eine Bearbeitung des Klassikers Kabale und Liebe. Wer jetzt denkt, das haben wir doch schon zu oft gesehen, der sollte überrascht werden.

Bei dem diesjährigen Stück der schwarzen Schafe handelt es sich nämlich um eine Adaption des Schillerklassikers, mit dem nahezu jeder Oberstufenschüler gequält wurde.

Die Regisseurin Saskia Eilers überträgt den Text ins Medienzeitalter. Der Präsident besitzt eine Plattenfirma, Müller (Miller im Stück) ist Kameramann und seine Tochter Luise Praktikantin in der Maske. Der Schillertext  wird durch Castingsequenzen aufgelockert und der bissige Sarkasmus passt in die Geschichte um Intrige und Ansehen.

Man hätte den Text stellenweise jedoch konsequenter modernisieren können. Durch die Mischung von klassischer Sprache und Dieter-Bohlen-Slang bekommt das Stück eine gewisse Komik. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob dies immer so gewollt war.

Wer die Vorlage gelesen hat wird sich wundern warum bereits beim Einlass das Schlußbild zu sehen ist. Das Stück wird von zwei Kommentatorinnen begleitet, denen es möglich ist, durch die Zeit zu reisen und das Stück im Beisein des Publikums noch mal abzuspielen. In Anlehnung an das Brecht´sche Theater ist das eine unerwartete Anwendung auf einen Klassiker.

Der Titel das Stücks lautet „Luise vs Luise“. Aber warum das denn, mag jetzt der eine oder andere Leser fragen. Luise taucht in dem Stück doppelt auf. Es gibt die „emotionale Luise“ und die „rationale Luise“. Auf diese Weise wird der „innere Kampf“ der Luise nach Außen getragen und die Konflikte zwischen „zu seiner Liebe stehen“  und „zum Vater stehen“ werden zum Konflikt zwischen zwei Charakteren. Leider sind die beiden Luisen nicht konsequent genug getrennt, sodass dem Zuschauer die Unterscheidung das ein oder andere Mal schwerfällt. Wenn man einen Charakter in zwei Teile zerlegt, so gibt es auch Gemeinsamkeiten zwischen den Teilen. Hier hätte man sich im Gegenzug mehr Chorpartien vorstellen können. Jedoch für ein Bild hat sich diese Inszenierungsform bereits gelohnt: Die rationale Luise fesselt die emotionale in dem Moment, als sich Luise für ihren Vater entscheidet.

Ein Schauspieler sticht mit seiner Leistung den ganzen Abend hervor: Carsten, der den Präsidenten auf so bitterböse und doch heuchlerisch-freundliche Weise spielt, dass ich ihn mir gleich als Jurymitglied in der nächsten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ neben Dieter Bohlen vorstellen könnte. Natürlich war seine Rolle überzogen und natürlich ist es wahrscheinlich nicht gerade ein Kompliment, durch seine Spielweise mit Dieter Bohlen verglichen zu werden, doch gute Theaterstücke brauchen böse Gegenspieler, um glaubwürdig zu erscheinen. Dies gelingt mit Bravour.

Luise vs Luise ist eine sehr unterhaltsame Anspielung auf unsere Mediengesellschaft. Es zeigt, das klassische Stoffe nicht altern, auch wenn es stellenweise großer Anstrengungen bedarf, sie einem jungen Publikum zu verkaufen.

Das Stück zeigt auch: Das Böse gewinnt immer.