Nach „Step Up 2: the Streets“ wagte sich Regisseur Jon Chu nun auch an das zweite „Step Up“ Sequel: mit noch mehr Tanzszenen, noch höherem Einsatz und einer noch flacheren Story:

Moose (Adam Sevani), der bereits in „Step up 2: the Streets“ zu sehen war, zieht nach New York und lernt dort Luke (Rick Malambri) kennen. Dieser lebt mit seiner Crew, den „Pirates“, in einer sehr bunten WG aus mittellosen Tänzern, die auch den ganzen Tag nichts anderes machen als tanzen. Mit dieser Ausgangssituation geht es binnen der ersten zehn Minuten auch schon zum Kernkonflikt: Da den Künstlern das Geld für die Miete fehlt, soll das Haus verkauft werden, ausgerechnet an Julian (Joe Slaughter), den Kopf der „Samurai“, die Erzrivalen der „Pirates“. Die einzige Möglichkeit den Verkauf zu verhindern ist, den „World Jam“ zu gewinnen: das Battle der besten Crews der Welt, der mit einem Preisgeld von 100 000 Dollar dotiert ist.

Um dem Film das nötige New Yorker Undergroundfeeling zu geben, beinhaltet der Film auch Übergriffe zwischen den einzelnen, rivalisierenden Gruppen. Während „Step Up 2: the Streets“ diesen Anspruch noch mit einer klassischen Schlägerei abdeckt, wird im dritten Teil auch an dieser Stelle ein überraschendes Tanzbattle aus dem Hinterhalt inszeniert. Schauplatz ist hierbei eine Toilette, das Publikum eine Digicam und die Musik kommt dabei aus einer Gettoblasterkonstruktion, die 2010 bereits modisch in Weste und Armbanduhr integriert ist.

Die Handlung beinhaltet zudem zwei Liebesgeschichten, die allerdings beide nur oberflächlich behandelt werden. Genau so auch die Aufbereitung der einzelnen Charaktere: Es wird versucht, sich allen Mitgliedern der Crew zu nähern. Was am Ende dabei rauskommt ist aber eine versucht tiefgründige Aneinanderreihung von verschiedenen Statements zum Thema „was Tanz für mich bedeutet“. Die Gruppe selbst bekommt dadurch allerdings wesentlich weniger Tiefe als erhofft, weil der Zuschauer zigmal hört, das Tanzen den Menschen verändert, aber keine Ahnung hat, um welche Menschen es eigentlich geht. Eine detailliertere Beleuchtung weniger Personen hätte vielleicht besser funktioniert. Zudem wurden selbst die Hauptcharaktere überraschend einseitig gestaltet. So sind „die Guten“ von Beginn an nett, verständnisvoll, tanzbegeistert und hochbegabt und „die Bösen“ dementsprechend geldgierig, intrigant und gemein. Beeindruckend facettenlos.

Zudem scheint bei der Auswahl der Darsteller die Frage nach den schauspielerischen Fähigkeiten sehr vernachlässigt worden zu sein. Besonders die Nebenrollen sind – zusätzlich zur schlechten Ausarbeitung der Charaktere im Drehbuch – mit sehr guten Tänzern besetzt, aber eben nicht mit Schauspielern.

Während der erste Teil noch aus der Cross Over von Ballett und Street Dance lebt, das im zweiten Teil nur noch am Rande von Bedeutung ist, arbeitet der dritte gar nicht mehr mit diesem Element.

Generell halten die Choreografien qualitativ nicht das, was sie versprechen. Es wird allerdings versucht dieses Manko durch andere effektvolle Ideen auszugleichen. Bei der ersten Qualifikationsrunde für den World Jam beschränkt sich dies auf haufenweise Staub auf der Tanzfläche, bei der zweiten hingegen wird die Bühne spontan geflutet und im Finale wird mit Lasern und Leuchtanzügen gearbeitet. Tänzerisch unspektakulär aber auf Leinwand ganz nett anzusehen.

Auch gibt es eine Liste von Dingen, die unnötig sind: Beispielsweise (während einer Verfolgungsjagd) Lukes Sprung durch eine Würstchenbude, an der er – kameratechnisch sehr unglücklich gemacht – auch einfach hätte vorbeilaufen können. Selbst das finale Battle beim World Jam beinhaltet neben einem versucht sentimentalen „meine Crew ist meine Familie“-Statement noch den völlig unnötigen Auftritt von ein paar Kindern, die in den Szenen vorher zwar ganz niedlich rüberkommen, in einem Street Dance Battle um 100 000 Dollar allerdings nichts verloren haben.

Der aufmerksame Zuschauer könnte sich im Verlauf des Films zeitweise über ein paar logische Fehler der Handlung wundern. Beispielsweise werden die „strengen“ Wettkampfregeln nicht nur erklärt, sondern auch konsequent missachtet und am Ende ist es besser das Happy End einfach über sich ergehen zu lassen, als es logisch zu hinterfragen. Wer sich nach 40 Jahren Tanzfilm noch immer nicht daran gewöhnt hat, dass Personen, die eine Choreografie noch nie vorher gesehen haben sie trotzdem fehlerfrei tanzen, wird auch mit Step Up 3D nichts anfangen können. Alles andere wäre auch zu realistisch und wer das echte Leben sehen will, geht nicht in Tanzfilme.

Die Dialoge, die die einzelnen Tanzsequenzen logisch miteinander verknüpfen sollen, sind noch flacher als in den vorangegangenen Filmen und auch die Berechenbarkeit der Handlung – beziehungsweise in diesem Fall der einzelnen Szenen – nimmt einen neuen Rekord an, sodass die Spannung auf ein selten da gewesenes Minimum absinkt.

Hingegen der vorherrschenden Meinung, ein dritter Teil zu „Step Up“ wäre nun wirklich nicht nötig gewesen, sind in dem Film durchaus gute Ideen zu finden, die zwar alle angeschnitten, aber nie ausgeführt werden, wodurch „Step up 3“ in voller Länge genau so oberflächlich daherkommt wie sein Trailer.

Was bleibt ist eine tanzfilmwürdige Story ohne Spannungsbogen, eine der Zeit angemessene Version in 3D, und technische Innovationen auf der Tanzfläche, die verzweifelt versuchen die fehlende Raffinesse zu erzeugen, die man vom zweite Sequel zu „Step Up“ erwartet.