Über zehn Jahre ist es wohl her, seitdem ich das erste Pokémon-Spiel auf meinem ersten Game Boy gespielt habe. „ArschiArsch“ nannte ich damals meinen Helden mit der großen Mütze. Und die kleine Schildkröte Schiggy war das Pokémon seiner Wahl. Mehrere hundert Stunden verbrachte ich in der Welt von Kanto. Doch den Auftrag des grauhaarigen Professor Eichs, das fangen aller 150 Pokémon, konnte ich nie vollenden. Dann folgten immer mehr Generationen der Taschenmonster. Und spätestens als ein Pokémon wortwörtlich aus einer Kugel Speiseeis oder einem Haufen Abfall bestand, schwand mein Interesse für die kleinen tierartigen Kämpfer. So lies mich anfangs auch der Release der mittlerweile 6. Generation an Pokémon-Spiele ziemlich kalt.  Einen 3Ds habe ich nicht und mit EVs, IVs und Megaevolutionen kenne ich mich schon gar nicht aus. Und so grenzt es an ein Wunder, dass ich jetzt eine Serie vorstelle, auf die ich durch einen reinen Zufall gestoßen bin.

Denn als ich vor einiger Zeit durch die Tiefen YouTubes wanderte, stolperte ich über ein Video, das aus einem unerfindlichen Grund meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Vielleicht war es ein Anflug von Nostalgie, vielleicht sehnte ich mich in meine Kindheit zurück oder vielleicht war es auch einfach nur das Herz der Karten… oder mir war einfach nur sterbenslangweilig. Aus einem dieser Gründe klickte ich auf das Video mit dem Namen „Pokémon: The Origin – Episode 1 – Red – ENGLISH SUBBED“. Und seitdem bin ich wieder voll im Pokémonfieber.

Pokémon: The Origin handelt nicht wie die hierzulande bekannte TV-Serie von dem ewig zehnjährigen Ash Ketchum und seiner nervigen gelben Ratte, sondern behandelt die Geschichte von „Red“ dem Hauptcharakter der ersten beiden Pokémon-Spiele auf dem Game Boy. Er bekommt, genau wie „ArschiArsch“ bei mir auch, den Auftrag alle 150 Pokémon zu finden und durch das Fangen dem Pokédex hinzuzufügen. Natürlich bedeutet das eine lange Reise und auf der stellen sich dem colorierten Helden nicht nur wilde Pokémon und sein Rivale „Green“ in den Weg, sonder natürlich auch die berühmte Schurkenbande „Team Rocket“. Aber nicht die ewigen Loser Jessy und James aus der Anime-Serie. Das Team Rocket in Pokémon: The Origins ist eine echte Verbrecherbande, die auch nicht davor zurückschreckt, eine ganze Stadt zu terrorisieren oder hunderte Pokémon zu Versuchszwecken in Käfigen einzusperren oder sie sogar aus Rache zu ermorden.

Allgemein wirkt die Geschichte viel  erwachsener und ernster und nicht mehr so kindgerecht kitschig. Und einen zusätzlichen Bonus zieht sie natürlich daraus, dass sie nahezu 1:1 mit den Geschehnissen in den Spielen übereinstimmt. Denn alles was hier passiert, hat der Zuschauer auch erlebt. Ihr seid „ArschiArsch“! Ihr seid „Red“!

Und dann kommt man auch darüber hinweg, dass es sich die Macher nicht nehmen haben lassen, auf die in den neuen Editionen X & Y eingeführten „Megaevolutionen“  einzugehen.  Und auch, dass der Großteil der Handlung nur in Montagen und Rückblicken erzählt wird, trägt positiv zum Erlebnis bei. Denn hier muss man keine gefühlten 700 Episoden warten, bis der Held endlich in die Pokémon Liga kommt UND DANN AUCH NOCH VERLIERT!!!! Nein, hier ist alles auf schöne 4 Folgen á 22 Minuten zusammengerafft. Das heißt keine Längen, keine langweiligen zwischenmenschlichen Beziehungen, die nach einer Folge sowieso wieder aufgebrochen und nie wieder angesprochen werden, sondern nur 22 Minuten reine Pokémon-Nostalgie.

Also wenn Ihr mal wieder ein, zwei Stunden Zeit habt, dann geht auf YouTube und wagt es wieder in eure Kindheit einzutauchen. Lasst euch nicht von der japanischen Sprachausgabe abschrecken. Untertitel sind vorhanden und das Gefühl, die Gefährten seiner Kindheit wieder bei sich zu haben, ist den Aufwand allemal wert.