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Schon mit dem Intro von A Million Ways to Die in the West war mir klar, in welche Richtung Seth MacFarlane seinen Film lenken will. Einen hundertprozentigen Klischee-Western produzieren – das war das Ziel, das sich der Regisseur gesetzt hat. Und er hat es bis zum Ende durchgezogen. Die Handlung und Ästhetik brauche ich hier eigentlich nicht großartig zu erwähnen. Aber hier trotzdem eine Kurzzusammenfassung:

Der Schafshirte Albert hat kein Selbstvertrauen und kurz nach Beginn des Films auch keine Freundin mehr. Während er in der ersten Hälfte des Films Louise (seiner Ex) hinterherjagt, lernt er bald Anna kennen. Anna ist die Frau von Clinch, dem bösesten Jungen (und besten Schützen) der Gegend. Anna und Albert verlieben sich ineinander und es kommt zum Konflikt zwischen Albert und Clinch. Dank seines Aufenthalts bei den Eingeborenen (!ACHTUNG SPOILER!) gelingt es Albert am Ende, Clinch zu besiegen und Anna für sich zu gewinnen.

Irgendwie kennt man die Handlung ja. Kurz gesagt: Man hätte in 50 (vielleicht sogar nur 30) Minuten die gleiche Geschichte erzählen können. Das ist aber kein Vorwurf, weil es in diesem Film nicht um die Story geht. Ein Film besteht nicht nur aus seiner Narration. Auch die schauspielerische Leistung und die Ästhetik spielen beim Endprodukt eine Rolle. Während die schauspielerische Leistung solide ist, ist die audiovisuelle Umsetzung wie auch die Narration an die alten Western-Konventionen angelehnt. So wird an Halbtotalen nicht gespart und im ganzen Film ein relativ rotlastiges Bild verwendet. Der Soundtrack funktioniert genau so. Der traditionelle Wechselbass, Männerchor und das dezente Banjo verleihen der Musik eine typische Western-Ästhetik. Der Film ist eine Komödie – und zwar bis oben hin vollgepackte. Ich wage mal zu behaupten, dass keine Minute ohne Gags oder Anspielungen vergeht. Das Hauptaugenmerk des Films liegt eindeutig darauf, das Western-Genre zu parodieren.

„Es gibt Menschen, die zur falschen Zeit am falschen Ort geboren werden.“Der Einzige, der sich nicht wie ein 08/15 Westerncharakter benimmt, ist der Protagonist Albert (und zu einem gewissen Grad Anna). Allein, dass er eher „Sheepboy“ als „Cowboy“ ist, zauberte mir ein Schmunzeln auf die Lippen. Schon am Anfang des Films sagt eine Stimme aus dem Off: „Es gibt Menschen, die zur falschen Zeit am falschen Ort geboren werden.“ Das ist Albert. Er hat zu wenig Mut bzw. zu viel gesunden Menschenverstand, ist nicht selbstbewusst genug, kein harter Kerl und macht aus all diesen Sachen keinen Hehl. Anna gefällt das und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Alberts Persönlichkeit bietet selbstverständlich genügend Raum für viele Gags, denn er sagt und tut immer das, was man nicht erwartet, aber selbst auch getan bzw. gesagt hätte. Der alte Trick, Leute zum Lachen zu bringen, funktioniert in diesem Zusammenhang besonders gut, weil das Setting und die Narration dem Zuschauer so vertraut sind. Zusammen mit den unzähligen Anspielungen, die ich an dieser Stelle nicht spoilern will, wäre der Film eine Komödie ganz nach meinem Geschmack, aber…


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Der Film dauert 116 Minuten, doch 30 Minuten Handlung + 60 Minuten Gags und Anspielungen sind nicht gleich 116 Minuten Film. Um diese zu füllen, führt der Film neben der Haupthandlung noch eine zweite kleine Geschichte ein, nämlich die eines sehr christlichen Liebespärchens, dessen Frau Prostituierte ist. Diese Nebengeschichte wird sehr schnell öde. Dass der Film seinem Namen gerecht wird und tatsächlich gefühlt auf eine Millionen Arten gestorben wird, ist ebenfalls nicht wirklich innovativ. Vielleicht sehe ich das nach 2-3 Bier anders, aber der Humor schlägt sicher nicht bei jedem an.

Glücklicherweise sind diese Gags so verteilt, dass sie dem Film im Ganzen nicht zu sehr schaden. Man kann sich A Million Ways to Die in the West ruhigen Gewissens im Kino anschauen und wenn Seth MacFarlane das nächste Mal noch eine halbe Stunde wegkürzen kann, ist er auf dem besten Weg, ein Stück humoristische Genialität zu schaffen. Wer also gerade Bock auf etwas einfacheren Humor hat, dem sei der Film uneingeschränkt empfohlen – wer eine Komödie auf hohem Niveau will, der wird nicht vollkommen enttäuscht sein, hat aber sicherlich bessere Alternativen.