Die Overlord-Reihe hat viele Probleme. Mangelnde KI, miese Steuerung der Minions und der Spielfigur und Gamedesignentscheidungen, die ins Leere führen. Doch über all diese Fehler könnte man hinwegsehen, wenn dem Ganzen nicht etwas Größeres zugrunde liegen würde. Etwas, das die Existenz des Spieles in Frage stellt. Denn das Gerüst, auf dem das ganze Spiel aufgebaut ist, ist alles andere als durchdacht.

Für diejenigen, die die Overlord-Spiele gar nicht kennen, hier ein kurzer Überblick:

Die beiden bisher erschienen Spiele ähneln sich fast bis aufs Haar. Ihr beginnt als böser umhangtragender Overlord, der seine Garderobe scheinbar direkt von Sauron geklaut hat. Doch eure Macht ist noch gering und Angst vor euch hat fast keiner. Darum müsst ihr stärker werden und euren dunklen Turm neu aufbauen. Doch ein Herrscher über alles Böse macht sich natürlich nicht selbst die Hände schmutzig. Nein! Dafür habt ihr eure Kobolde, die ihr, sobald ihr in ein neues Gebiet kommt, aus Löchern in der Erde beschwört. Auf Knopfdruck schwärmen die kleinen Biester aus und morden und zerstören für euch. So zieht ihr durch die Lande, besiegt vermeindliche Helden, scharrt immer mehr Helfer um euch und findet neue Teile für euren Turm. Hin und wieder kommt dann auch eine moralische Entscheidung, die plakativer nicht sein könnte. Das Ganze noch gewürzt mit britischem Akzent und schwarzem Humor und fertig sollte eigentlich ein ziemlich gutes Spiel sein, oder?

Nun so leicht ist das leider nicht. Denn auch wenn Overlord auf dem Papier super klingt, in der Realität funktioniert es leider nur bedingt. Und wie schon gesagt liegt dies nur zum Teil an den technischen Fehlern. Denn leider geht der Grundgedanke des Spiels, nämlich endlich einmal den Bösen zu spielen, nicht auf. Aber warum nicht? Wir alle liebe es doch in Spielen über die Stränge zu schlagen. Denn immerhin ist dies die einzige Möglichkeit mal richtig die Sau rauszulassen ohne mit Konsequenzen wie Tod oder Gefängnis rechnen zu müssen. Doch es ist etwas anders in GTA Chaos zu verbreiten oder in den Rollercoster Tycoon-Spielen massenhaft Besucher mit unserer Achterbahn ins Nichts um die Ecke zu bringen, als in Overlord flauschige Babyrobben kloppen zu gehen. Denn in all diesen Spielen haben wir das Gefühl, dass wir wirklich etwas tun, was das Spiel nicht von uns will. Immerhin versucht es uns zu bestrafen. Sei es mit Massen von Polizisten oder mir schlechter Presse. In Overlord hingegen brennt man ein ganzes Dorf unschuldiger Menschen nieder und das Spiel gratuliert einem zu seinen Erfolg. Welchen Spaß macht es, böse zu sein, wenn keiner einen dafür hasst? Das Böse ist in Overlord, anders als in den anderen Spielen, die Norm. Man muss töten und Chaos verbreiten. Und das sorgt dafür, dass wir das Brechen der Regeln, das normalerweise eben in diesen Sachen seine Manifestation findet, nicht mehr als befriedigend empfinden. Wir tun nichts Schlimmes, nichts, was in dieser Welt irgendwelche Konsequenzen haben könnte. Wir folgen einfach den Regeln des Spiels. Man sollte möglicherweise einmal testen, ob die Spiele mehr Spaß machen würden, wenn man die Rolle des Erbauers und glorreichen Helfers einnehmen würde.

Was zurück bleibt, ist ein Spiel, dessen Mechanik Feinschliff fehlt und dessen grundlegende Idee auf einem missinterpretierten Phänomen besteht.