That moment, when…

Dieser Moment, wenn man alte Spiele wieder auspackt und in die Konsole einlegt. Diesen Moment, den hatte ich als ich das erste Mal Ni no Kuni auf der Playstation 3 spielte, obwohl ich es davor nicht kannte. Ich hab mir das Spiel gekauft, weil die Hülle interessant aussah, das Design mit der gezeichneten Figur hinter dem Titel erinnerte mich ein wenig an Final Fantasy. „No risk, no fun. Was soll‘s“, dachte ich mir und schnappte zu. Für nen Fuffi, das war schon ein ziemliches Abenteuer für meinen Geldbeutel. Deswegen war die Spannung umso größer, als ich das Spiel endlich startete. Ich habe mich bewusst nicht über das Spiel informiert, es machte mir Spaß mich in etwas Ungewisses zu stürzen. Nach den ersten zehn Sekunden war mir klar: Es muss ein Rollenspiel sein, ein Animespiel. Ob das was für mich ist? Keine Ahnung, das muss ich wohl herausfinden. Und mit diesen Gedanken tauchte ich in die Welt von Oliver, einem kleinen Vorstadtjungen, ein – und es hat mir gefallen! Ich bin momentan mit keinem Spiel so zufrieden und erfüllt wie mit Ni no Kuni. Es vermittelt so eine Reinheit, die es schon lange nicht mehr in den von mir davor gespielten Games gab. Man fühlt sich wie damals, jung und unverdorben.

Storyexkurs

Die Geschichte geht um den kleinen Oliver, der seine Mutter verliert, und somit auch seine Lebensfreude. Doch wie durch Zauberhand erfährt er, dass es eine andere, parallele Welt gibt, in der fantastische Wesen leben und Magie existiert; in der die Menschen aus seiner Welt einen „Zwilling“ bzw. einen Seelenverwandten in der Zauberwelt haben. Die Menschen und ihre Seelenverwandten ähneln sich nicht nur im Erscheinungsbild, sondern auch in ihren Eigenarten und ihrem Verhalten. Man teilt Oliver mit, dass es einen Weg gibt, seine Mutter wieder zu „beleben“, in dem man ihren Zwilling in der Parallelwelt vor Shadar, dem dunklen Dschinn rettet. Doch im Laufe des Spieles merkt man, dass Shadar nur der Vollstrecker der grauenvollen Taten ist und eigentlich jemand ganz anderes, viel mächtigeres, die Fäden zieht. Da Oliver ein junger, barmherziger Bursche ist, wird ihm die Aufgabe übertragen, diese Welt zu retten, denn nur jemand reinen Herzens kann es schaffen. So beginnt sie, die Reise.

Gameplay und so!

Das Gameplay ist simpel, man kann per Knopfdruck seine bisher gelernten Zauber aufrufen oder auch das Inventarmenü erreichen. In diesem gibt es unglaublich viele Funktionen, die einen auch manchmal wirklich überhäufen. Bis ich da mal klargekommen bin und genau wusste, was ich denn da eigentlich alles machen kann, hat es eine Ewigkeit gedauert.
Es gibt die sogenannten Gefährten, mit denen man überwiegend kämpft – also so eine Art Pokémon. Diese kann man ausrüsten und sogar mit Süßigkeiten füttern – ja, wirklich! Im Prinzip dient der ganze Süßkram nur dazu, dass man die Fertigkeiten wie Magie Abwehr, Stärke, etc. aufbessert und dass dich deine Gefährten immer mehr mögen. Und umso genährter sie sind, desto besser kämpfen sie!
Aber das war nicht alles: Neue Gefährten können gefangen werden – ja! Wie bei Pokémon!!! Geil, was? So kann man sich beliebig Gefährten zusammenstellen. Es gibt auch zum Beispiel den Magischen Begleiter, der dir immer deine Fragen beantwortet – eigentlich nur ein Hilfemenü schön verpackt,  so dass es im Spielverlauf gar nicht als solches auffällt. Es gibt noch viele weitere solcher Funktionen, aber bevor ich hier jetzt alle aufzähle und euch damit vollschwafel (es sind sehr viele Funktionen… glaubt mir), schwingen wir mal rüber zum Thema Stil.

Stil & Grafik

Nach den ersten Minuten und Zwischensequenzen kam es mir so vor, als würde ich das Spiel irgendwie kennen. Dann plötzlich fiel es mir auf! Ghibli! Das muss es sein. Nachdem ich mich dann im Internet erkundigt hatte, fand ich heraus, dass Level-5 mit den Ghibli-Studios in Zusammenarbeit stand. „HEY! GEIL!“, schrie meine innere Stimme auf. Ghibli ist mein Ding, wieder eine Kindheitsreferenz, an die ich mich seither klammere. Der Stil ist einfach der Wahnsinn, und vermittelt wirklich noch mal diese Unschuld, die man damals noch hatte. Jetzt sind wir doch alle verbrauchte und sittenlose Schweine! Da ist es mal angenehm, diese wunderbaren Erinnerungen wieder nachzuempfinden. Ich weiß noch wie Klein-Lisa damals Chihiros Reise ins Zauberland oder Das Wandelnde Schloss angeschaut hat und so aufgeregt und mitgerissen von diesen wunderschönen Geschichten war. Jaja, das Art-Design des Spiels kann keiner schlecht machen, wer es wagt, kriegt‘s mit mir zu tun. Auch die In-Game Grafik an sich ist einzigartig. Wo in den Zwischensequenzen sozusagen alles in 2D ist, besteht die Grafik im Spiel aus 3D. I like.

Was macht es so besonders?

Es fühlt sich auch während dem Spielen so an – durch die Dialoge und jedes noch so süße Detail – als hätten die Entwickler richtig viel „Love“ reingesteckt. Das, was ich bei aktuellen Spielen eben so oft vermisse, wenn man mal die Indie-Games außen vor lässt. Das ist dann noch einmal eine ganz andere Sache, hier geht es um große Produktionen für diesen riesigen Markt. Deswegen sage ich: Dieses Spiel ist eine Hommage an die alten Spiele, die einen damals noch mitgezogen haben! Es erinnert mich vor allem oft an Final Fantasy IX. Das FF, das viele, primär männliche Genossen, nicht spielten, weil die Protagonisten hauptsächlich aus Kindern bestehen. Weil‘s gewissen Leuten zu „gay“ war, sie aber dafür eine Megastory und ein bedeutendes Spiel in der Geschichte von FF verpasst haben. Vielleicht bin ich auch deshalb so vernarrt in Ni no Kuni, weil es mich an eines meiner absoluten Lieblingsspiele in meiner Kindheit erinnert.
Das Spiel enthält mit allem drum und dran ca. 60-70 Spielstunden (was mir persönlich sehr taugt), in denen allerlei Arten von Nebenmissionen geboten werden. Mal muss man einem älteren, sehr vergesslichen Herren helfen sein Tagebuch zu finden, oder man geht auf Monsterjagd und bekommt dafür Prämien. All diese Missionen werden auf Karten eingetragen, und für ausgefüllte Karten bekommt man Belohnungen oder Fähigkeiten, wie z.B. Springen, was bei RPG‘s wie eben auch FF normalerweise nicht vorhanden ist. Coole Sache, oder? SPRINGEN!
Es gibt einfach so viele Möglichkeiten und verschiedene Sachen, die man in Ni no Kuni machen kann. Und genau deswegen ist das Spiel auch nicht perfekt: Ab und zu wird es auch etwas viel, bis man sich hinein findet und sich auskennt, braucht es meist länger. Viele Sequenzen kann man nicht überspringen, was auch ziemlich nervt, wenn man etwa einen Gegner nicht beim ersten, zweiten oder dritten Mal besiegt hat und immer wieder den Angriff mitansehen muss, weil der eben aus einer eigenen Sequenz besteht – lame.
Jedes Spiel hat seine guten und schlechten Seiten, aber im Großen und Ganzen kann ich überzeugt sagen: Das Spiel ist gut! Nicht nur der Stil, das spaßige Gameplay, die abwechslungsreichen Missionen und die spannende Story sind dafür verantwortlich, auch werden die Kämpfe niemals langweilig und die Dialoge sind unterhaltsam und mit Witz geschrieben. Umso mehr Zeit man in dieses Werk investiert, desto mehr lernt man es lieben – und ich habe mich verliebt 🙂