Die Frau ist das dürre Supermodel, das Hausmütterchen, das Sexsymbol. Die Frau ist zuständig für Kinder und Küche und liefert dazu eine gute Figur. Sie ist gefühlsbetont, einfühlsam, freundlich, unselbstständig und hilflos. So werden Frauen in den Medien präsentiert.

Kurzum: Das weibliche Geschlecht in den Medien ist kein Vorbild für junge Mädchen – mehr noch: es ist ungesund. Der Vorwurf an die Medien lautet: Sie konstruierten eine „männliche“ Realität und funktionierten nach bestimmten „Selektionskriterien“. Sie unterstreichen die herrschende Geschlechterordnung, bestätigen Geschlechterklischees und behindern die Veränderung von Geschlechterstereotypen. Sprich: Die Emanzipation schreitet nicht fort und das weibliche Geschlecht wird weiterhin benachteiligt. Die entscheidende Frage ist aber, welche Rolle und Funktion den Medien hier zukommt. Sollten sie zur Veränderung von sozial akzeptierten Normen beitragen, indem sie Qualität und Quantität von Frauen entsprechend gestalten oder sind sie eher Element oder Aspekt von gesellschaftlicher Entwicklung und können sich daher weder bremsend noch förderlich für die Emanzipation auswirken? Ich denke letzteres. Medien beobachten gesellschaftlichen Zustand und Tendenzen und antworten darauf, indem sie diese medial in ihrer ganzen Vielfältigkeit. Es geht um Nachfrage und Angebot. Wie ist es nun um diese Nachfrage bestellt?

Die Frau als dünnes Model

Warum werden dünne Models im Fernsehen und in den Hochglanzmagazinen gezeigt? Dass Models dünn sind, ist de facto ein Gesetz des Jobs. So wie ein Koch, Geschmack braucht, braucht ein Model einen dünnen Körper. Will Haute-Couture elegant, glamourös und professionell präsentiert werden, muss sie wirken. Die Frau, die sie trägt, darf nicht das Augenmerk sein, sonder mehr die „sich-bewegende-Kleiderstange“. Deshalb suchen Topdesigner Mädchen nach Maßen aus. Sie sind Ware für die Ware, die verkauft werden soll. Es ist ein hartes Geschäft, das eben nicht danach fragt: Sind wir das richtige Vorbild für Mädchen?

Zweitens: Die Quote stimmt und damit das Geld für die Werbeblöcke. Warum die Quote stimmt? Weil die Models Mädchenträume von Schönheit bedienen und Faszination ausstrahlen. Mädchen träumen davon, sportlich fit, leistungsfähig, verführerisch, schlank und extravagant zu sein. Es geht um die Hoffnung nach Anerkennung, Bestätigung und Wertschätzung verbunden. Aufzudecken, dass es um Inszenierung, nicht um Realität geht – das ist die Aufgabe der Medien.

Die Frau als Sexualobjekt

Die junge, halbnackte Frau, in innigem Unterleibskontakt der Motorhaube posierend, ist ein alltägliches Bild in der westlichen Welt. Ist das nun ein Triumph der männlichen Arbeit am weiblichen Bild? Oder Zeichen eines entspannten Selbstbewusstseins einer neuen Frauengeneration? Dank der sexuellen Revolution muss die Frau nicht mehr Sexualobjekt, sondern kann auch Sexualsubjekt sein. Jede Frau hat das Recht ihr eigenes Bild – und ja, auch ihr eigenes nacktes Bild, wenn sie nach einer selbstbestimmten, weiblichen Pornographie verlangt – bestimmen.Die Frage ist vielmehr, warum so viele Frauen bereit sind, sich massenmedial nackt verbreiten zu lassen? Sie wünschen sich wohl die Vereinbarkeit des Unvereinbaren: sowohl Anerkennung in der alten männlichen Macht- und Bilderordnung als auch die triumphale Behauptung neuer weiblicher Souveränität. Das Ergebnis ist die Verletzung der weiblichen Würde. Das Bild von weiblicher Verfügbarkeit bleibt in den Köpfen lebendig. Es sind also die Frauen, die sexuelle Inszenierung mit ihrer bewussten Entscheidung möglich machen. Die Medien bieten vielmehr die Plattform.

Die Frau als Hausmutter

Die Frau kümmert sich um Kinder, Küche und Kirche, der Mann um Karriere, Geld und Status. Soweit die Anklage gegen einen weiteren Stereotyp Frau in den Medien. Ist das alles, was wir zu sehen bekommen? Natürlich nicht.Es werden Frauen aller Lebensentwürfe gezeigt. So vielfältig das von Frauen gezeichnete Bild im Fernsehen ist, so ist es auch in der Gesellschaft. Es kommt letztlich darauf an, welches Format wir uns als Rezipienten aussuchen. Ich will zwei populäre und kontrovers diskutierte Serien herausgreifen. Welches Frauenbild wird uns in „Sex and the City“ gezeigt? Ganz plakativ gesprochen, ist es das der unabhängigen, selbstbewussten und selbstbestimmten Frau. Jede der Protagonistinnen hat einen Beruf und ist finanziell unabhängig. Jede von Ihnen ist auf der Suche nach „Mister Right“ und jede von Ihnen liebt Mode, Schuhe, Ausgehen, gutes Essen und guten Sex. Es sind vier Freundinnen auf der Suche nach einem guten Leben. Ist dieses Bild – abgesehen von gnadenloser US-typischer Überzeichnung – fernab von jedweder Realität? Ist es ungesund nach Menschen und Dingen zu streben, die Glück und Zufriedenheit verheißen?

Was ist mit den Frauen von „Desperate Housewives“? Die verzweifelten Hausfrauen kämpfen mit Problemen eines Alltags, der sich durch Mordfälle, vergrabene Körperteile, und in Kellern gefangen gehaltene Familienmitglieder auszeichnet. Die Poesie der „Desperate Housewives“ liegt im totalen Irrwitz, in der gnadenlosen Überzeichnung. Das sind die Gebote von Spannung,Unterhaltung und Amüsement, die Frauen dazu bringen, einzuschalten. Daneben werden aber fantastische Frauenfiguren gezeigt, die dem Leben mit beißenden Sarkasmus oder mit rauer Wut, mit zartbitterer Cleverness oder mit kalter Entschlossenheit begegnen. Dazu kommen Sexappeal, Nervenstärke und Nehmerqualitäten.

In beiden Beispielen ist die Frau – ob nun Karrierefrau oder Heimchen am Herd – weder unterwürfig, nochpassiv, noch fremdbestimmt. Vielmehr ist sie ein Mix aus typisch weiblichen und typisch männlichen Qualitäten: attraktiv und emotional, aber auch entschlossen und selbstbestimmt.

Keine Frau im großen Business

Der nächste Vorwurf sind die fehlenden Frauen in Managerpositionen. Warum enthalten uns die Medien dieses Bild der Frau weitestgehend vor? Weil es nun einmal nicht die Regel in unserer Gesellschaft bildet.

Es gibt diesen kleinen, aber gravierenden Unterschied: Männer sind anders, Frauen auch.

Die Neurobiologie hat bewiesen, dass Frauen ein anderes Gehirn haben als Männer. Meint: Die Natur hat Männer und Frauen mit unterschiedlichen Neigungen und Talenten ausgestattet. Deshalb denken und verhalten sich Frauen anders, deshalb gibt es typische Männer- und Frauenthemen. Man ist von Geburt an mehr Frau, als man letztendlich durch die gesellschaftliche Indoktrination dazu gemacht wird – aller feministischen Gleichmachungseuphorie zum Trotz. Männer sind in der Regel risikobereiter und legen mehr Wert auf Geld, Karriere und Status. Frauen sind emotionaler, hierarchiebefreiter, sachorientierter und auf gegenseitiges Verständnis aus. Für sie sind die sozialen Aspekte des Berufs, das Streben nach Selbstentfaltung und Glück.

Was bedeutet das nun für Frauen in der Arbeitswelt? Das heißt, dass Frauen in den kompetitiven Strukturen unserer Berufswelt – von Männern für Männer gemacht – mit weiblichen Verhaltensmustern und Bedürfnissen an Grenzen stoßen. Wenn eine Gesellschaft also will, dass hochqualifizierte, ehrgeizige, junge Frauen – und das sollte das Ziel sein – muss die Arbeitswelt flexiblere Karrierewege bereithalten – dann darf der Weg nach oben nicht davon abhängen, dass man 16 Stunden am Tag arbeitet und keine Zeit für Kultur und Soziales hat. Wenn ein Unternehmen aber von Frauen erwartet, dass sie sich genauso verhalten wie die Männer, verabschieden sich die guten Mitarbeiterinnen irgendwann.In der Verantwortung die notwendigen Rahmenbedingungen zu setzen, stehen Wirtschaft und Politik. Nicht die Medien. Solange dies nicht passiert, kann vor allem über Missstände, aber wenig über mächtige Frauen im „big business“ berichtet werden.

Es bleibt also festzuhalten: Warum im Fernsehen und in den Magazinen, das gezeigt wird, was gezeigt wird, hängt von der gesellschaftlichen Realität ab. Es gibt nicht nur weiß und schwarz, sondern viel grau. Die Medien sind letztendlich nur Element und Ausdruck von gesellschaftlichen Wahrheiten. Sie spiegeln die gegenwärtigen Verhältnisse wieder, decken Missstände auf und kontrollieren sich gegenseitig. Es sind nicht sie, denen primär die Pflicht obliegt, Vorbilder für kleine Mädchen zu produzieren. In dieser Verantwortung stehen die Eltern. Sie sollten ihre Kinder zu kritischem Denken erziehen und ihnen die Kompetenz zu vermitteln, Medien sinnvoll auszuwählen und ebenso zu nutzen. Es obliegt ihnen, Medieninhalte zu besprechen, die richtigen Fragen zu stellen und ihren Kindern gesunden Menschenverstand beizubringen. Dann werden sie nämlich geistig gesund genug sein, um gesunde Vorbilder von ungesunden unterscheiden zu können.

 

Counterstatement-Rolle der Frau in den Medien-gekürzt.doc

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