Was Folge 10 uns bringt..

Oliver “Däm däm da da däm däm…..“

Nadja Schon nach der 8. Folge war eigentlich klar, dass viele Handlungsstränge noch zu wenig erzählt wurden, um sie bis zum Ende der 10. Folge zu Ende zu bringen. Doch das hatte diese Staffel gar nicht vor! Mit kleinen Cliffhangern am Staffelende wartete Game of Thrones ja schon vorher auf, aber diesmal endete jeder Handlungsstrang, wirklich JEDER abrupt. Genauso, wie das vorerst letzte Buch A Dance with Dragons in vielen Handlungen abrupt endet. Aber die Serie treibt es noch mehr auf die Spitze. Manchmal fragt man sich trotzdem, ob das Erzähltempo von den Machern immer gut durchdacht war. So tauchte plötzlich Varys in Meereen wie eine Geistererscheinung auf, war aber kein Geist, während man z.B. von Kleinfinger oder auch von Margaery nichts mehr gehört hat. Ich dachte schon, das Heer, das gen Stannis reitet, sei Kleinfinger, aber nein, es waren die Boltons. Und ob Margaery nun im Kerker noch vor sich hinsauert oder sie schon irgendwie auf Kaution freigekommen ist, weiß auch niemand. Ebenso schnell ging Theons plötzlicher Besinnungswandel. Und Brienne widmet sich episodenlang im Norden der Kerzenschau, um dann doch den entscheidenden Moment zu verpassen… Es bleibt der Eindruck, dass in der Folge vieles schnell noch erzählt wurde, während anderes gar nicht mehr zur Sprache kam. Nichtsdestotrotz: Am Ende haben wir  also eine 10. Folge, die wohl genauso eine neue Qualität aufweist wie bereits Folge 9 und dem etwas langsameren Erzähltempo in den ersten Folgen zumindest insofern eine ganz neue Bedeutung zuschreibt, indem man sich bewusst wird, dass diese Staffel es sich gar nicht zur Aufgabe genommen hat, ihre Handlungsstränge zu Ende zu erzählen.

Jannik Ich habe auch eine Zeit lang vermutet, dass die Armeen von Stannis, von Kleinfinger und von den Boltons in einer riesigen Schlacht aufeinandertreffen, aber mit einem Kleinfinger, der zunächst noch ein wenig auf sich warten lässt, konnte man ein düsteres Staffelfinale mit einem triumphierenden Ramsay präsentieren. Ja, selbst, als Stannis seine eigene Tochter verbrannt hat, empfand ich noch weitaus größere Sympathien für ihn als für diese schmuddelige Bastardbande. Ob Stannis wirklich tot ist? Ich denke schon. Für Brienne muss es nur so unendlich ernüchternd und alles andere als eine Erlösung gewesen sein, diesen alten, auf dem Boden kauernden Mann zu töten, der sein Schicksal resignierend hinnahm. Andere Fragen sind da schon viel schwieriger zu beantworten: Haben Jon, Theon und/oder Sansa überlebt? Die Chancen stehen zumindest für Jon und Sansa gut, aber mehr dazu später. Wird Arya sich endlich mit ihrem Beruf als Austernverkäuferin abfinden können? Und wird Jaime wütend zurückschippern und es den dornischen Schlangen heimzahlen? Würde das nicht irgendwie lächerlich wirken, wenn er dem im Rollstuhl davonsausenden Doran Martell hinterherjagt? Und was zur Hölle macht eigentlich Gendry, der einzige noch lebende Baratheon? Viele offene Fragen, auf deren Antwort wir fast ein ganzes verfluchtes Jahr warten müssen. A Dance with Dragons war jedenfalls ein würdiges, wenn auch grausam offen gestaltetes Staffelfinale.

Größter Überraschungsmoment?

Nadja Als Buchleser war man über die letzte Szene, Jons „Tod“, nicht wirklich überrascht. Man hatte nun lange genug Zeit, diesen Cliffhanger im Buch zu verkraften. Auch Cerseis Walk war keine Überraschung, wenn auch grandios gefilmt und gespielt (trotz Bodydouble). Doch alle Szenen davor schafften es doch tatsächlich, mich wirklich zu überraschen. Am bewegendsten waren wohl die Szenen um Stannis. Dieser doofe Hund ist einem doch, obwohl er seine Tochter verheizt hat, immer noch symphatisch und man hätte sich doch wirklich gewünscht, dass Shireens Tod wenigstens nicht umsonst gewesen ist. Noch überrschender war jedoch das Geschehen um Jaime. Der arme war gerade verspätet Vater geworden und in dem Moment, als einem wohl ein paar Tränen der Rührung in den Augen standen, kreuzt diese dornische Bitch dazwischen! Ich sehe es schon vor mir: Cersei wird Jaime dafür von ihren neuen Clegane-Monster töten lassen!

Oliver Ich konnte mich in diesem Sinne nur glücklich schätzen, kein Buchleser zu sein. Dennoch war die Erwartungshaltung groß. Was mich am meisten überrascht, aber auch enorm gefreut hat, war die spektakulär unspektakuläre Schlacht, in der Stannis Heer vernichtet wurde. Vor 3-4 Folgen hatte ich noch die Befürchtung, diese Schlacht könnte sich mal wieder zu einer „Ein-Schauplatz“-Folge entwickeln, aber das wurde zum Glück enttäuscht. Aber trotzallem war es eine traurige Sache, den sonst so hochgelobten Kriegsherren Stannis so schnell abtreten zu sehen. Aus unerklärlichen Gründen musste ich bei dem Kuss zwischen Ellaria und Myrcella sofort denken „na wenn da kein Gift im Spiel war“. Die Gemeinheit war umso größer, an dieser Stelle nicht mehr zum Szenario um Jaime zurückzukehren. Abgesehen davon war es enorm erfreulich, diese bescheuerte Myranda sterben zu sehen, noch dazu durch Reek, ähm Theon. Diese dumme Fresse wird keiner vermissen. Allerdings hat sich auch dort ein wirklich gemeiner Cliffhanger aufgetan. Ich hoffe mal der Sprung wurde gut abgefedert… Jon Snows Tod hat mich zwar irgendwie überrascht, aber komplett kalt gelassen. An den plötzlichen Tod von Oberyn Martell kommt es leider nicht ran. In diesem Zusammenhang muss ich sagen, dass so eine Art „Zombie-Clegane“ immer eine schlimme Befürchtung war, seit sich seine Leiche damals auf dem Tisch von Qyburn bewegt hat. Wohin soll das bloß führen. Shame, Shame, Shame..

Jannik Oliver hat Recht, der Sturz von Sansa und Theon wurde gut abgefedert – von Theon. Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass Theon, sein Leben geopfert hat, um seine Schuld zu tilgen, und Sansa dank ihm schwer verletzt entkommen kann. Brienne muss sie dann nur noch aufgabeln, bevor diese verdammten Boltons von Kleinfinger ausradiert werden. Zack, dann sind alle glücklich und zufrieden. Bis die Weißen Wanderer kommen. Mich hat es trotzdem sehr verwundert, dass die beiden erst Myranda dabei zusehen, wie sie auf den Boden klatscht, um dann kurz darauf hinterherzuhüpfen. Mir wäre an ihrer Stelle die Lust am Springen ziemlich vergangen. Ich bin übrigens auch sehr froh, das Buch nicht weitergelesen zu haben, denn so hat mich der vermeintliche Tod von Jon geschockt. Es haben sich zahlreiche Konflikte bereits angedeutet, doch dass Jon wie Caesar abgestochen wird, das war dann doch überraschend. Der Abgang von Stannis war ziemlich plötzlich und ernüchternd, sodass der arme Kerl in der ganzen Serie nicht einmal wirklich seine Fähigkeiten als Stratege unter Beweis stellen konnte. Ja, ich kann mich an keine Folge erinnern, die mich so oft vor unerwartete Wendungen gestellt hat.

Fazit über Season 5

Nadja Wie schon erwähnt, hält einen diese Season sehr lange hin, bis die Handlungsstränge sich einmal in eine vielversprechende Richtung entwickeln oder bevor überhaupt irgendetwas „Game of Thrones-mäßiges“ passiert. Richtig stark trumpfen erst Folge 8, 9 und 10 auf und machen damit vieles wieder gut. Am Ende bleibt eine Staffel, die sich wohl von allen anderen absetzt, weil sie nicht berechenbar ist. Und ich muss wieder damit anfangen, auch wenn ich Janniks Widerspruch schon höre: Diese Staffel bietete viele, viele Tote: Manke, Ser Barristan, Maester Aemon; Nun sind auch noch Shireen, ihre Mutter, Jaimes Tochter, Ser Meryn, evtl. Stannis, evtl. Jon tot… der Cast wird immer dünner… Die Welt von Westeros scheint immer kleiner zu werden.

Oliver In vielerlei Hinsicht eine sehr gute Staffel. Ich hätte Tyrion zwar mal eine Rasur gewünscht, aber man kann nicht alles haben. Spannungsmäßig gab es in den 10 Folgen eigentlich fast keinen toten Punkt. Man konnte es ja kaum erwarten, bis Tyrion trotz aller Dinge, die ihm in den Weg gelegt wurden, endlich vor Daenerys steht. Eine Zusammenkunft zweier Charaktere, die gleichermaßen interessant und vielversprechend sind. Ich bin froh, dieses Zusammentreffen nicht nur in der letzten Folge zu sehen, es ging ja dann irgendwie doch recht schnell. Für mich ist die Moral dieser Staffel auf jeden Fall „Fanatiker und Sekten sind Scheiße“. Da hatte man die unkontrollierbaren Religiösen um High Sparrow, dann wie immer Melisandre, die mit ihrem Glauben Stannis beeinflusst hat und nicht zu vergessen die „Sons of the Harpy“, die Meereen wie ein Virus infiziert haben. Im großen und ganzen war die Staffel wesentlich besser als Staffel 4, weil hier diesmal wirklich so viele Situationen zugespitzt wurden, dass man sich abgesehen von den ganzen Cliffhangern wirklich fragen muss, was rein inhaltlich für das Gesamtbild als nächstes passiert. Erstaunlicherweise hat man Bran überhaupt nicht vermisst…

Jannik Ich schaue mir Olivers Kommentar an und muss die ganze Zeit nicken und bei Nadja bleibt mir nur ein sträfliches, langsames Kopfschütteln. Staffel 4 hat es fast geschafft, meine Vorfreude auf neue Folgen komplett zu ersticken. Staffel 5 hat stattdessen fast alles richtig gemacht, war durch seine unzähligen Überraschungen wirklich herausragend und ja, zwar sind viele Charaktere gestorben, doch hoffe ich eben auch bei der Serie auf ein ziemlich klares Ende und nicht auf zig lose Fäden. Das kann hier und da mal interessant sein, etwas auch nach Abschluss der Serie noch offen zu lassen, doch generell wünsche ich mir, dass das Game of Thrones wirklich vorerst abgeschlossen ist, wenn die Serie ein Ende findet. Mein Hype ist endlich wieder da und wird wohl auch bestehen bleiben, bis die unvergleichliche Titelmelodie endlich wieder zu hören ist.

Erwartungen an Season 6

Nadja Staffel 5 bringt einen durch sein offenes Ende beinahe dazu, einen Brief an HBO zu schreiben, dass sie doch bitte kein Jahr brauchen sollen, bis Staffel 6 auf den Markt kommt. Es ist kaum auszuhalten, zumal man nun auch keine Bücher mehr hat, um weiter zu lesen. Reine Folter… wie soll man sich denn da bitte wieder auf die Realität konzentrieren? Season 6 verspricht nun ein ganz neues Westeros mit vielen neuen Charakteren. Ich denke, wir werden doch noch die Eisenmänner zu Gesicht bekommen, leider auch wieder Bran. Und ich hoffe, dass viele Fragen dieser Staffel wieder beantwortet werden. Nicht, dass es heißt, die Mauer kommt in Staffel 6 gar nicht vor…

Oliver Einerseits bin ich gespannt, andererseits muss ich mir das hohe Suchtpotential dieser Serie immer wieder vor Augen halten. Es ist vielleicht wie mit Bier, wenn man mal eine Weile keins trinkt, schmeckt es beim ersten Mal nach der Abstinenz umso besser. Noch macht das ganze enorm Spaß und rein handwerklich muss der Titel „Beste Serie der Welt“ wohl wirklich an Game of Thrones verliehen werden. Solange die nächste Staffel nicht davon handelt, alle Beteiligten auf einer Insel wiederzufinden, auf der sie ein Rauchmonster oder so’n Schwachsinn angreift, kann Staffel 6 gerne kommen.

Jannik Melisandre wird Jon wiederbeleben, Kleinfinger wird den Norden erobern und Brienne und Sansa verfolgen, Daenerys macht sich nach Westeros auf….und am Ende wird eh wieder alles anders kommen, als man denkt. Ich hoffe, dass die 6. Staffel den Weg dieser Staffel weitergehen wird und dass wir auch im nächsten Jahr wieder so positive Artikel schreiben können. Es tat ja auch mir in der Seele weh, die 4. Staffel letztes Jahr so oft verfluchen zu müssen. Ich freue mich jedenfalls darauf, all diese Figuren wiederzusehen. Ja, sogar auf die Bolton-Bastarde.