Was Folge 5 versprach…

Julia Kill the Boy beginnt mit einem wahren Blutfeuerwerk. Daenerys setzt sich zur Wehr und dies mit aller Härte. Eiskalt wirft sie einen vermeintlichen Verräter ihren Drachen zum Fraß vor und zeigt dem „Adel“, dass dieser sich besser nicht mit der Mutter der Drachen anlegen sollte. Jon Snow lernt, dass manche Dinge getan werden müssen, auch wenn er sich dafür den Hass aller auferlegt. Denn der Winter ist bereits fast da. Sansa lernt in der Zwischenzeit Ramsays Geliebte kennen, die ihr einen ordentlichen Schrecken einjagt, als ihr Theon gezeigt wird. Winterfell wird wohl immer unschöner für die junge Stark. Und wir lernen die Steinmenschen kennen, welche Jorah und Tyrion überraschen…

Nadja Lang ist es her und ohne Julias Kurzzusammenfassung wäre nur wenig bei mir hängen geblieben. Spannungsreich war Jorahs und Tyrions Kampf gegen die Steinmenschen, und ja, Daenerys scheint endlich wieder zur Mutter der Drachen zu werden. Natürlich darf man nicht das famose Familien-Dinner im Hause Bolton vergessen – tatsächlich mein kleines Highlight der Folge! Eine schrecklich nette Familie, indeed! Sansa sieht in Ramsays Angst, seinen Anspruch zu verlieren, – ganz Kleinfinger-like – einen großen Vorteil. Doch leider, ach leider, wird hier etwas aufgebaut, was Folge 6 mit einen Streich ganz à la GRRM-Art wieder zerstört, aber dazu später mehr…

Jannik Mir ist von der fünften Folge vor allem Tyrions fassungsloser Gesichtsaudruck im Gedächtnis geblieben, als er zum ersten Mal einen Drachen gesehen hat – einmalig! Jorah, Tyrion und Daenerys als einsgespieltes Trio, das ganz Westeros erobert? Das wäre fantastisch, oder? Nur leider hat sich Jorah von den Steinmenschen anstecken lassen und ich bin gespannt, wie lange er noch durchhält, bevor er von der Krankheit in den Wahnsinn getrieben wird. Daenerys greift währenddessen endlich mal hart durch und wirft einen Adligen den Drachen zum Fraß vor, bevor sie sich dazu entscheidet, einen anderen zu heiraten. Was für einen gewaltigen Unterschied ein gepflegtes Äußeres und ein dünner Bauch machen können! Ich gehe seitdem wieder Sport machen. Von Sansa habe ich mir nach der fünften Folge besonders viel versprochen. Sie hat doch sicherlich von Kleinfinger einige Tricks gelernt und wird es schaffen, die Boltons mit einigen Listen ins Verderben zu stürzen. Doch dann kam Folge 6…

Was Folge 6 hielt…

Nadja Unbowed, Unbent, Unbroken wartet mit anderen Handlungssträngen auf als Folge 5. Wir dürfen Bronns atemberaubender Singstimme lauschen und Jaime dabei zusehen, wie er galant das Schwert mit links aus der ebenfalls auf der linken Seite befestigten Scheide zieht. Auch Arya bringt einmal mehr über Minuten düsteres Schwarz auf unsere Bildschirme. Ganz erfreulich war es, Olenna Tyrell wiederzusehen. Die gutmütige, durchtriebene alte Giftschlange hat doch tatsächlich gefehlt und bringt nun wieder Schwung in die etwas freudlos gewordenen Gemäuer von Königsmund. Ein roter Faden in Unbowed, Unbent, Unbroken war, dass gleich drei Exemplare des männlichen Geschlechts auftraten, die bewiesen, dass sie keine Eier in der Hose haben (einer davon sogar wirklich): Loras Spielkumpane hat nicht den Mumm, ihn zu verteidigen, Tommen kann seinen Mann (oder König) nicht stehen und seine Queen vor einer Horde wild gewordener Mönche verteidigen und Theon verfällt in sein zweites Ich „Reek“ und hat nicht den Mumm, Ramsay von hinten zu erdolchen… Wobei wir auch schon bei der kontroversesten Szene wären, die die ganze Arbeit Kleinfingers an Sansas Charakter und die Vorarbeit von den vorangegangenen Folgen mit einem leisen Tür-Schließen kaputt gemacht hat. Aber irgendwie musste es ja so kommen. Nicht nur, weil wir hier von Game of Thrones sprechen, sondern die Sansa, die auf Winterfell nun wieder bedient wird und deren rotes Haar wieder glänzt, ähnelt doch zu sehr der Sansa in Königsmund, die von Tag zu Tag lebte, ohne wirklich zu leben. Dabei hatte ich wirklich Hoffnung…

Jannik Die Vergewaltigung von Sansa wird von vielen Fans kritisiert. Zu Recht. Eine Figur, die in den vergangenen Staffeln oft feige und schwächlich dargestellt wurde, war eigentlich in den letzten Folgen auf dem besten Weg, sich endlich in der Riege der wichtigsten Charaktere zu etablieren. Wie oft hat man schon gehört, dass Sansa in Wirklichkeit klug und stark ist und sich lediglich verstellt? Wir alle haben darauf vertraut, dass Sansa bei Kleinfinger durch eine harte Schule gegangen ist und sich nichts von den Boltons gefallen lassen wird. Eine einzige gerissene List hätte ein unglaubliches Sprungbrett für ihre Popularität bei den Fans sein können. Nun ist sie wieder die Erniedrigte, wie schon damals bei Joffrey. Die Vergewaltigung ist vielleicht ein gelungener Schock, nur ruiniert man damit eine Figur, die viel Potenzial hatte. Sansa wird sich nun wahrscheinlich in einen weiblichen Reek verwandeln und muss wie immer untätig auf ihre Rettung durch Stannis, Brienne oder auch Kleinfinger warten. Auf starke Charaktere eben. Sansa hätte auch einer sein können, doch wurde die Chance in dieser Folge endgültig zunichte gemacht. Selbst wenn sie sich nun an Ramsay rächen sollte, glaube ich nicht, dass sie sich jemals wirklich erholen wird.

Julia Folge 6 ist wohl die am meisten kritisierte Folge überhaupt in der Geschichte von Game of Thrones. Und das nicht, weil Tommen mal wieder nichts sagt und Cersei freies Handeln erlaubt, so dass sowohl Königin Margaery, als auch ihr Bruder, vor Gericht müssen. Auch nicht, weil Peter Baelish Sansas Aufenthaltsort an das Königshaus verrät oder auf Myrcella Baratheon ein Mordanschlag ausgeübt wurde, bei denen die „Sandsnakes“ scheiterten und Oberyns Geliebte nun den Kopf herhalten muss. Und nicht zu vergessen, dass Aryas Ausbildung immer weiter voranschreitet und man eine unglaubliche „Gesichtsbibliothek“ zu sehen bekommt. Nein, diese Handlung gerät völlig in den Hintergrund als Ramsay die wieder rothaarige Sansa Stark in der Hochzeitsnacht vergewaltigt. Und sei dies nicht grausam genug, wird Theon gezwungen dieser Szenerie beizuwohnen. Vermutlich war nicht nur ich nach dieser Folge erst einmal sprachlos.

vielversprechendste Handlung

Julia Es war bereits abzusehen, dass durch die neue religiöse Entwicklung in Kingslanding Loras Tyrell schnell ernsthafte Probleme bekommen würde. Dies war ja bereits in den vorhergehenden Folgen zu sehen, doch in Folge 6 wird dies auch zu Margaerys Verhängnis. Ich bin wirklich gespannt, wie sie ihren Kopf und besonders den ihres Bruders aus der Schlinge ziehen kann und ob Tommen endlich mal Einsatz für seine Frau und Königin zeigt. Denn auch wenn das Volk sie liebt, einen falschen Schwur vor den Göttern abzulegen wird bestimmt schwer bestraft werden. Die arme Margaery hat aber auch immer nur Pech bei der Männerwahl.

Jannik Im Moment ist für mich der spannendste Handlungsstrang die Reise von Jorah und Tyrion. Auch in den Händen von Sklavenhändlern mache ich mir keine allzu große Sorgen um sie. Es wird einfach sehr spannend sein, das Aufeinandertreffen von Tyrion und Daenerys zu erleben. Ich hoffe, dass sich König Tommen im Laufe der Staffel entwickeln wird und nicht zu einer zweiten Sansa verkommt. Es wäre doch herrlich zu sehen, wie aus dem eigentlich gutherzigen Jungen ein König wird, der seine Schwäche und seinen daraus entstehenden Frust durch Brutalität ausgleichen will. Der eigentlich versucht, alles richtig zu machen, doch seinen Pfad mit Leichen pflastert. An der Seite dieses neuen Tommens könnte Margaery auch endlich ihre sadistischen Vorlieben wieder ausspielen. Wenn Brienne nun in den Dreikampf zwischen Kleinfinger, den Boltons und Stannis eingreift, um Sansa zu retten, hätten wir ausschließlich spannende Handlungsstränge in dieser Staffel. Wenn nicht wieder wie bereits bei Sansa große Potenziale verschenkt werden, dann können wir uns auf einiges freuen.

Nadja Spannend zu sehen wird es, wie es nun Jaime und Bronn in Dorne geht. auch sehr in den Mittelpunkt gerückt sind nun Tyrion und Jorah. Dümpelten sie doch vorher entweder in einer fahrbaren Kiste, einem Bordell, oder einem alten Kutter herum, so geht nun wirklich was ab und ich bin gespannt, wie Tyrion sie mit seiner diplomatischen Zunge aus der prekären Lage befreien wird, ohne seinen cock zu verlieren. Und wie es mit dem armen Jorah und seinem netten Steinmal am Arm weitergeht. Die Hoffnung, das Sansa zur männerbezwingenden Marionettenführerin wird, habe ich noch nicht ganz aufgegeben. Es wird auch spannend sein, zu sehen, für was denn nun Theon und Brienne in ihrer Nähe gut sind. Und nicht zu vergessen Kleinfinger, der mal wieder ganz geschickt handelt und sich schon einmal mit dem Titel Warden of the North krönt.

Zwischenfazit

Nadja Die Serie ist nun unberechenbar geworden, selbst für Buchfans. Einerseits macht es mächtig spaß, sich überraschen zu lassen. Andererseits muss man doch zu oft den Kopf schütteln. Auffällig ist, dass die Serie massiv daran spart, neue Charaktere einzuführen… So muss ein Jorah Mormont seine Gesundheit opfern, nur weil man mal eben einen angeblichen Targaryen und seinen Beschützer rausstreicht, Ellaria Sand wird Ersatz für die Tochter von Doran Martell, Jaime übernimmt mal eben die Rolle eines unbedeutenden Kingsguards in Dorne… Wenn die Sandschlangen die einzigen neuen Charaktere sind, na dann Prost Malzeit! Hinzu kommen unnütze Tode wichtiger Figuren: Ser Barristan wird aus den Weg geschafft… Langsam kann man die Figuren von Game of Thrones an einer Hand abzählen. Ich frage mich wirklich, wie sie mit dem geringen Cast und ohne „frisches Blut“ noch genügend Spannung aufbauen wollen und vor allem zwei Staffeln durchhalten wollen. Seinen wir mal ehrlich: Es waren doch die Momente, wo wir oder unsere Mitzuschauer uns verwirrt fragten „Wer war das jetzt nochmal“, in denen man merkte, das Game of Thrones einfach eine eigene Welt ist. Mittlerweile ist sie sehr überschaubar…

Jannik Da muss ich Nadja deutlich widersprechen. Wenn man sich wirklich mal vergegenwärtigt, wie viele Charaktere sich mittlerweile in Westeros tummeln und wie viele weitere Charaktere in früheren Staffeln aufgetreten sind und vielleicht später wieder eine Rolle spielen, wie z.B. ein Thoros von Myr, dann kommen wir auf locker 100 Charaktere. Um die Geschichten von dieser Hundertschaft halbwegs vernünftig in einem Fernsehformat erzählen zu können, wir man jede Minute der 7 derzeit geplanten Staffeln benötigen. Eine Serie hat ein völlig anderes Dispositiv als ein Buch. Im Buch kann man 20 Charaktere auf einer Seite einführen, indem man sie einfach kurz aufzählt. Die Serie muss jeden neuen Charakter jedoch aufwendig in Szene setzen und wenn man die 1000 Charaktere der Bücher in eine Serie stopfen würde, hätten auch wir sehr schnell den Überblick über sie verloren. Für mich ist es kein Problem, dass die Serie eine deutlich abgewandelte Geschichte erzählt, da ich dadurch in beiden Medien von den Wendungen überrascht werde. Dass die Serie ihre Eigenheiten als Serie anerkennt und nutzt, macht die Welt nicht überschaubar, sondern faszinierend.

Julia Ramsay hat nun wohl Joffrey den Thron geklaut, zumindest wenn es um das größte Hassobjekt der Serie geht. Die Serie wird immer düsterer und brutaler. Einige Charakter scheinen über sich hinauszuwachsen und stärker zu werden, wie z.B. Jon Snow, Arya Stark und Daenerys Targaryen, andere jedoch finden sich langsam mit ihrem Schicksal ab wie Sansa Stark, oder haben sich noch nie aus ihrem „goldenen Käfig“ bewegt wie der amtierende König Tommen Baratheon. Aber eines ist gewiss in dieser Staffel: es wird wieder Krieg geben. Nur wer wird als erstes sein Schwert zücken?