Game of Thrones is back!

Endlich ist es soweit! Game of fucking Thrones ist zurück!!! Doch leider nicht als TV-Serie, sondern als Videospiel. Telltale, die Macher hinter dem hochgelobten The Walking Dead-Spielen, haben sich nun den nächsten TV-Riesen vorgenommen und verpacken die mittelalterliche Welt von Westeros in ein Adventure Game. Das kleine aber erfolgreiche Studio wurde von George R.R. Martin selbst dafür ausgesucht, ein Spiel zu seiner Welt zu erschaffen, nachdem die letzten Game of Thrones-Spieler eher enttäuschend waren. Die erste von 6 Episoden wurde nun veröffentlicht und wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, einen Blick darauf zu werfen.

Alte Technik mit Problemen

Bevor wir also in das Herz des Spiels, die Story, tauchen, lasst uns die lästigen aber nötigen Standardpunkte abhandeln. Das Spiel ist ein typisches Telltale Adventure. Aus festen Kamerapositionen steuert ihr euren Charakter durch relativ kleine Bühnen, findet dort Gegenstände und sprecht mit den Figuren um euch herum. Wer andere Spiele von Telltale gespielt hat, wird sich sofort zurechtfinden. Wobei es jedoch teilweise um einiges schneller erscheint als seine Brüder. Actionsequenzen, die durch einfache Quick-Time-Events, wie drücke links oder hämmere X, gelöst werden, kommen gerade in der ersten Hälfte des  Spiels viel öfter vor als es zum Beispiel in The Walking Dead der Fall war. Diese Actionsequenzen machen jedoch in der Geschichte Sinn und wirken nicht aufgesetzt, obwohl sie der schwächste Teil des Spiels sind. Was jedoch nach der ersten Episode auffällt ist, dass der Rätselaspekt der Spiele, zumindest bis jetzt, völlig gestrichen wurde. Es müssen weder Gegenstände kombiniert noch bestimmte Aufgaben gelöst werden. Die Handlung schreitet lediglich über die Dialoge voran in denen der Spieler seine Antworten aus drei Möglichkeiten wählen kann, oder einfach stumm bleibt. Nun ist die Story zwar ohne Zweifel das Herz des Spiels, aber etwas mehr zutun als rede mit Person X und dann mit Person Y hätte ich mir schon gewünscht. Aber man muss bedenken, dass wir erst eine Episode gesehen haben.

Auch der Grafikstil wird Telltale Kennern bekannt vorkommen. Genau wie bei The Walking Dead bleibt er im Comicstil gehalten. Dabei sind die Modelle zwar nicht die detailreichsten und die Texturen nicht die Hochauflösendsten, das fällt jedoch im Großen und Ganzen nicht auf, da die komplette Welt stimmig und auf ihre eigene Art und Weise realistisch dargestellt wird. Was jedoch negativ auffällt ist, dass an einigen Stellen Clipping zu bemerken ist. Sind es Körpermodelle die beim Laufen von Personen plötzlich zum Vorschein kommen oder Kanten von Objekten die mit der Spielfigur verschmelzen. Diese technischen Fehler sind eine Schande, da sie durchaus den Spaß an der Geschichte mindern können.Diese Kleinigkeiten sorgen leider dafür, dass man in regelmäßigen Abständen unfreiwillig aus der Spielwelt herausgerissen wird. Und auch in anderer technischer Hinsicht scheint das Spiel alles andere als optimiert. In meiner PS4 Version bemerkte ich an einigen Stellen Framrate-Abfälle und sekundenlange Bildfreezes. Auch das Dialogsystem scheint an manchen Stellen alles andere als rund zu sein. Manche Dialoge werden mitten im Satz abgehackt, bei anderen stimmt der Untertitel nicht mal ansatzweise mit dem Gesagtem überein. Gerade bei einem Spiel, dessen Kernmechanik das Sprechen mit NPCs ist, sollte so etwas nicht passieren. Diese technischen Fehler sind eine Schande, da sie durchaus den Spaß an der Geschichte mindern können.

Solide Story

Und diese Geschichte ist gut! Genau wie in der Serie begleiten wir mehrere Charaktere, welche alle mit dem Haus Forrester verbunden sind, einem noblen Haus im Norden, das den Starks treu ergeben ist und über den Ironwood, einem Wald mit besonders hartem Holz für die Produktion von Waffen und Schiffen, herrscht. Doch als Robs Rebellion nach der Red Wedding scheitert und der Lord des Hauses Forrester bei den Twins ermordet wird, sieht sich das Haus sowohl von seinen Nachbarn als auch von den neuen Herrschern des Nordens, den Boltons bedrängt. Der Spieler schlüpft in der ersten Episode in die Rolle von Eathan, dem neuen Lord von Ironrath, dem Sitz der Forrester, Gared Tuttle, dem ehemaligen Knappen von Lord Forrester und Mira, der Tocher von Lord Forrester, die gerade als Hilfsmädchen unter Lady Margaery in Kings Landing dient. In späteren Episoden soll jedoch noch weiter spielbare Charaktere, wie der im Exil in Essos lebende, älteste Sohn von Lord Forrester, Asher vorgestellt werden.

Die sich in der ersten Episode entwickelnde Geschichte hat definitiv Potential und auch wenn sie nicht das Gewicht der Handlungen hat, die sich in der Serie abspielen, ist sie dennoch so erzählt, dass immer ein Gefühl von Dringlich- und Wichtigkeit aufkommt. Denn auch wenn die Ereignisse um das Haus Forrester zwar offiziell von George R.R. Martin abgesegnet worden sind, werden diese wohl niemals Bedeutung in der großen Geschichte um Westeros finden.

Fans der Serie wird es wohl auch freuen zu hören, dass alle Charaktere, welche auch im Fernsehen zu sehen sind, von ihren echten Schauspielern gesprochen werden. Leider muss man hier, genau wie bei Destiny sagen, dass Peter Dinklage wohl nicht der beste Voice-Actor ist. Im Vergleich zur Serie wirken die wenigen Zeilen, die er hat, eher gelangweilt und mit wenig Liebe vorgetragen.

Das Problem mit den Stimmungsschwankungen

Meine größten Bedenken habe ich jedoch damit, dass gerade die Spielbarkeit der Charaktere eine gute Charakterentwicklung verhindern wird. Denn hier entscheidet der Spieler was die entsprechende Person sagen oder tun soll. Und so bleiben die spielbaren Charaktere leider nicht mehr als eine relativ weiße Projektionsfläche. Durch die multiplen Wege, die die Geschichte gehen kann, kann das sehr gut funktionieren, wenn der Spieler bereit ist, seine Rolle als der jeweilige Charakter zu spielen. Dann werden die umstehenden Personen langsam merken, wie man spielt und darauf reagieren. Dann ist es aber auch umso unglaubwürdiger und inkonsequent, wenn ein eigentlich weinerlicher und ängstlicher Junge, der sich durch meine Entscheidungen so verhält, plötzlich einem kleinen Dieb die Finger abhackt ohne mit der Wimper zu zucken, Und so bleiben die spielbaren Charaktere leider nicht mehr als eine relativ weiße Projektionsfläche.nur um danach wieder unentschlossen und ängstlich zu sein. Durch die verschiedenen Antwortmöglichkeiten sind solche plötzlichen Schwankungen im Charakter, die z.B. bei Charakteren der Serie nie vorkommen würden, möglich. Nun ist es natürlich möglich, dass sich ein Charakter über die Zeit ändert, bestes Beispiel ist hier Jamie Lannister, der vom kinderschupsenden, arroganten Arschloch, zum netten ehrbaren Nobelmann geworden ist, der hin und wieder seine Schwester knallt. Doch solche Charakteränderungen gehen normalerweise nur sehr langsam voran und nur so wirken sie auch glaubhaft. Eine plötzliche 180° Wendung, wie sie beim Telltale Spiel möglich ist, kommt unglaubhaft und künstlich rüber. Dies kann aber auch eine große Möglichkeit für das Spiel bieten. Denn so kann es sein, dass der Knappe Gared bei einem Spieler ein nobler Kämpfer wird, für den Ehre über allem steht, wobei er sich bei einem anderen als brutaler Schlächter hervor tut.

Alles zusammengenommen ist Telltales Versuch, ein Game of Thrones-Spiel zu entwickeln, wohl geglückt. Denn auch wenn es kleinere technische Probleme gibt, überzeugt die gut geschriebene Geschichte dennoch. Wenn der Spieler seinen Charakter konstant spielt, steht einer epischen Geschichte eigentlich nichts mehr im Wege. Und eine Sache noch… Telltale kann mindestens genauso gut wie die Serie die typischen Game of Thrones–WTF Momente abliefern…

OOOOooooOOoooHHHHHhhhHHHHooooooHhhhhhhoooooo alter Schwede!!!!