„Totes Taxi für die Süße” – das ist die freie Übersetzung ihres Bandnamens. Was sie uns damit sagen wollen, ist nicht ganz klar. Der Name der Band aus Bellingham, USA, stammt aus einem Lied der Londoner Underground „Bonzo Dog Doo-Dah Band“ und wurde wahrscheinlich deshalb ausgewählt, weil er das kleine Wörtchen „death“ enthält. Denn das gibt dem Bandnamen, passend zum Stil der meisten Lieder, einen traurigen Anklang.

Aber nicht, dass wir uns falsch verstehen: Death Cab for Cutie ist, entgegen aller Vorurteile, keine Emo-Band. Sie sind ein Urgestein der Indierock-Szene und können dieses Independent-Label auch nicht umsonst für sich beanspruchen. Besonders mit ihrem neuen Album „Codes and Keys“ (erschienen am 27. Mai 2011) zeigen sie, dass sie sich nicht unterordnen  – weder dem Mainstream noch der Plattenfirma.

Das Album zeigt die gesamte Bandbreite des musikalischen Könnens dieser Band und ist daher ein Mix aus vielen Stilrichtungen, die Death Cab im Laufe ihrer Karriere durchgespielt haben. Dabei wendet es sich aber klar von der Vorgänger-Platte „Narrow Stairs“ ab. Während Text und Musik hier noch von der  typischen emotionalen Düsternis  beherrscht wurden, sprühen viele der Songs auf „Codes and Keys“ geradezu vor Zuversicht und Lebensmut. Stay Young, Go Dancing zum Beispiel ist eine Hymne an die Liebe und die schönen Dinge im Leben – und vielleicht einer der zuversichtlichsten Songs, die Death Cab For Cutie je geschrieben haben. Trotzdem werden Fans der alten Schule nicht enttäuscht: Insgesamt herrscht auf dem Album die gewohnte Grundmelancholie und musikalische Elemente wie das statische Knistern und die elektronisch verfremdete, unverwechselbare Stimme von Sänger Ben Gibbard, stehen ganz im Zeichen Death Cab.

Und mit diesem Album sind sie nun auf „Codes and Keys“-Tour durch Europa und haben am 26. Juni 2011 in München für ein ausverkauftes (!) Konzert in der Muffathalle Halt gemacht. Und man kann nur sagen: Respekt! Die Band, besonders Front-Mann Ben Gibbard, hat sich dermaßen verausgabt , dass die Jungs am Ende aussahen, als hätte man sie mit Wasser übergossen. Und das auch zu Recht, denn sie standen  nicht statisch auf der Bühne, sondern bewegten sich dynamisch im Raum– und tauschten sogar Rollen. Ben Gibbard am Keyboard, Pianist Chris Walla dafür an der Gitarre und wieder zurück.

Das Publikum allerdings hatte sich was die Statik anging eher weniger Mühe gegeben. Trotz des Altersdurchschnitts von zirka 25 Jahren kam weder eine ekstatische Stimmung noch eine richtige Gruppendynamik (Klatschen, Feuerzeuge und/oder Hände gemeinsam schwenken) auf. Dabei hätte die Musik genau das gut hergegeben. Death Cab präsentierten einen Mix uns tanzbaren und ruhigen Sachen, neuen und alten Songs, der aber erst nach einer anfänglich schlechten Aussteuerung richtig zur Geltung kam. Sie spielten jeden Song einzigartig und auf ganz andere Weise, als er auf der Platte zu hören ist. Das beherrschende Stilelement war dabei das unablässige Wiederholen der gleichen Melodie. Dabei haben sie es geschafft, das Ganze nicht langweilig klingen zu lassen, sondern einen einmaligen „Flow“ kreiert, der den Zuhörer wunderbar durch die Lieder getragen hat. So empfanden es aber anscheinend nur wenige im Publikum. Trotzdem spielte die Band nach zwei Stunden Konzert noch vier Zugaben und verabschiedete sich dann unter, naja sagen wir, ansehnlichem Applaus. Tja, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.

Tickets für weitere Konzerte sind noch zu haben, allerdings müsstet ihr da den Jungs in die Niederlande oder nach England folgen.