Tim Burton,der Meister des surrealen Kinos meldete sich vergangene Woche mit der Horror-Komödie „Dark Shadows“ in den deutschen Kinos zurück. Ob er damit an frühere Erfolge anknüpfen kann, lest ihr hier.

„Dark Shadows“ handelt von dem reichen und wohlbehüteten Barnabas Collins (Johnny Depp) und seiner Familie. Vom Erfolg ihres Fischereiunternehmens getragen, gründen sie die Stadt Collinsport. Dort führen sie ein friedliches Leben, bis Barnabas die Liebe von der Hexe Angelique Bouchard (Eva Green) verschmäht. Von Hass getrieben tötet Angelique seine große Liebe, Josette (Bella Heathcote). Barnabas selbst wird von der Hexe in einen Vampir verwandelt und in einem vergrabenen Sarg lebendig begraben.

196 Jahre später wird er versehentlich von Bauarbeitern befreit – mitten in den Wilden 70ern. Das Zusammentreffen mit der inzwischen verarmten Familie Collins, der unsterblichen Hexe und der Reinkarnation seiner großen Liebe sorgen für reichlich Konfliktpotential. Ganz zu schweigen von der unbekannten, bunten Welt, die immer wieder neue Überraschungen für Barnabas bereithält.

Die Story bietet also eigentlich eine gute Grundlage um den Erwartungen an einen Tim Burton-Film gerecht zu werden. Dabei darf natürlich das bekannte Repertoire an Schauspielern nicht fehlen: Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Christopher Lee.

Der Anfang des Filmes verspricht 113 Minuten Unterhaltung pur! Johnny Depps schauspielerische Leistung als deplatzierter Außenseiter und Freak lässt keine Wünsche offen. Mit hervorragend platzierten One-Linern kämpft er sich durch die ungewohnte Welt. Da kann es auch schon einmal vorkommen, dass das große McDonalds „M“ als Zeichen Mephistopheles herhalten muss. Auch mit seiner altertümlichen Sprache und den überholten Ansichten sorgt er für einigen Wirbel, denn zu seiner Zeit galt es noch als Kompliment, eine Dame auf ein „gebärfreudiges Becken“ hinzuweisen. Mit Sequenzen wie einem, von bekifften Hippies umringtenVampir oder dessen aussichtslosen Kampf mit der Technik eines Fernsehers wird der Zuschauer leicht und locker durch die Geschichte getragen. Die ganze Atmosphäre ist so, wie man sie von Tim Burton gewohnt ist: düster, unheilvoll, magisch und mit einem leichten Hauch von Absurdität.

Wäre der Film von Anfang bis Ende auf diese Weise verlaufen, gäbe es wohl nicht so viel zu beanstanden. Allerdings wird es zum Schluss hin immer langwieriger und zäher. Die witzigen Szenen sind kaum noch vorhanden und die Geschichte entwickelt sich immer mehr zu einem hollywoodreifen Liebesdrama. Immer öfter wird der Streit zwischen Barnabas und Angelique thematisiert – eine gehörige Portion Erotik darf hierbei natürlich nicht fehlen. Doch leider ist die schauspielerische Leistung von Eva Green nicht gerade hervorzuheben. Ihre Art wirkt aufgesetzt und übertrieben, was auch teilweise an der Figur der Angelique liegen mag, jedoch trotzdem einen unprofessionellen Eindruck erweckt.

Apropros übertrieben. Was am Anfang noch kaum auffällt, entwickelt sich mehr und mehr zu einem wirklichen Manko. Es scheint so als wollte man einfach alles Fantastische in diesen Film packen. Dabei werden natürlich auch die üblichen Klischees bedient: Der Vampir schläft in einem Sarg, falls er keinen zur Verfügung hat, hängt er kopfüber von der Decke, er kann Menschen hypnotisieren, trinkt deren Blut und verbrennt im Sonnenlicht. Und wo Vampire sind, können Werwölfe nicht weit sein. Wohl deswegen muss sich der dauer-laszive Teenie Carolyn zum Schluss verwandeln. (Unserer Meinung ein völliges überflüssiges Detail, das einem den Spaß eher nimmt.)

Die Animationen wirken zum Ende hin auch mehr gewollt als gekonnt – viele wurden anscheinend grundlos und aufgrund der höheren „coolness“ eingebaut.

Alles in allem hält dieser Film nicht das, was man sich von ihm verspricht. Vor allem wenn man mit den Erwartungen hineingeht, einen typischen Tim Burton-Film zu sehen. Anfangs mag er sicherlich noch unterhaltsam sein aber mit der Zeit verliert er an Charme und wirkt eher wie ein schlecht umgesetztes Liebesdrama à la Hollywood.

Es bewahrheitet sich eben mal wieder der Satz: Weniger ist manchmal mehr!

[von Kathrin und Fabienne]