Die Erde erwärmt sich, Tierarten sterben gänzlich aus und die Umwelt wird immer ungesünder für den Menschen – alles Statements, die man fast gar nicht mehr hören mag, die aber der traurigen Wahrheit entsprechen und sehr ernst genommen werden sollten. Ich bin kein Genie, aber dass wir Menschen die Umwelt mehr schützen müssen, nehme ich als dringliche Aufgabe wahr, der leider nur halbherzig nachgegangen wird. Einige Leute scheinen sich aber doch zu kümmern und gehen den Umweltschutz auf verschiedenste Weise an: Schutz der Wälder, Reduzierung des Plastikverbrauches oder die nachhaltige Planung von Lebensräumen. Dabei ist nicht nur das Biotop auf der Wiese hinter dem Haus gemeint, sondern auch – und vielleicht auch besonders – unsere Lebensräume, die Häuser und Städte.

Architekten wie Enric Ruiz-Geli legen dabei auf den Fortschritt der Technologie Wert und entwerfen mit ihr ausgefallene Gebäude, die zwar durchaus umweltfreundlich, jedoch für globale Zwecke unbezahlbar sind. Sein Media-TIC Gebäude in Barcelona beispielsweise reguliert selbst die Temperatur durch Stickstoffproduktion in den kissenartigen Zellen der sehr futuristisch aussehenden Fassade und hält den CO2-Ausstoß extrem gering durch Sensoren, Sonnenfilter, Photovoltaikanlagen und anderen teuren Tricks (Quelle). Ein ökologischer Traum, oder nicht? Wenn man Wikiarquitectura glauben kann,  wurden für diese Portion Umweltfreundlichkeit allerdings 20.791.486€ hingeblättert (Nebeninfo: Bau eines Einfamilienhauses kostet im Durchschnitt 300.000€. Media-TIC ist zwar kein Wohnhaus, aber die hohen Kosten für die Umweltfreundlichkeit blieben so oder so). Es scheint in naher Zukunft also unmöglich, die ganze Welt mit dermaßen umweltfreundlicher Architektur zu segnen.

Aber es muss ja nicht nur das technisch fortgeschrittenste architektonische Mittel sein, das zum Umweltschutz beitragen kann. Das Spiel Block’hood von dem Entwickler Plethora Project zeigt uns, dass es möglich ist, mit bereits global verwendeten Techniken eine Stadt zu bauen und zu planen – und das ökologisch und effizient. IGN bezeichnet Block’hood als „50 percent Sim City, and 50 percent Minecraft“, eine recht passende Beschreibung, wie ich finde. In beiden Spielen kann man Dinge aus gegebenen Materialen bauen – in Block’hood geht es darüber hinaus aber besonders darum, seine Inputs und Outputs in Balance zu halten und gleichzeitig nicht zu viele umweltbelastende Stoffe zu produzieren. Vorgegeben ist nur eine leere, flache – und je nach Spielmodus begrenzt große – Ebene, die der Spieler mit Funktionsblöcken wie Apartments, Bäumen oder Windrädern versehen kann. Doch ehe man kräftig drauf los baut, sollte man sich bewusst machen, dass jeder Block Inputs benötigt, um die gewünschten Outputs zu generieren. Wasserkraftwerke beispielsweise brauchen Elektrizität, um Wasser erzeugen zu können. Das Wasser wird wiederum benötigt, um Bäume zu bewässern, Bäume werden für frische Luft und die Entspannung der Bewohner gebraucht, die Entspannung dafür, dass die Menschen arbeiten gehen, und die frische Luft unter anderem für Wohnhäuser.

Erhält ein Block nicht alle geforderten Inputs, verfällt er nach und nach, ist irgendwann unbrauchbar und muss abgerissen werden. Block’hood bringt den Spieler also dazu, sorgsam mit seinen gebauten Einheiten umzugehen, wie man es auch im „Real Life“ tun sollte. Das Spiel treibt außerdem dazu an, platzsparend zu bauen – ist die Ebene einmal vollbebaut (und das passiert sehr schnell), muss in die Höhe gestapelt werden. Aufzüge schaffen dabei schnell Abhilfe, aber Vorsicht: jeder Aufzug bedeutet mehr geforderte Elektrizität, bedeutet mehr Windkraftwerke, bedeutet mehr gefordertes Geld, …

Laut stmi.Bayern ist nachhaltiger Städtebau „flächensparendes und kostengünstiges Bauen, Energieeinsparung, Verkehrsberuhigung und Verwendung nachwachsender Rohstoffe“ – so falsch liegt Block’hood da gar nicht, wenn es darauf Wert legt, eine Balance zwischen Wirtschaft, Energie und Umweltschutz zu halten.

Eine noch passendere Definition ist allerdings diese: „Nachhaltige Stadtentwicklung bedeutet, dass bei allen Entscheidungen über Veränderungen die Stadt als Ganzes betrachtet werden muss.“ Denn genau darum geht es in Block’hood – die Städte, die ich selbst bisher in Block’hood kreiert habe, fühlen sich an wie ein ganzer, lebender Mechanismus. Wenn etwas nicht mehr funktioniert, leidet in einer Kettenreaktion die gesamte „Hood“. Die Entwickler – beide ehemalige Architekten – hegen deshalb auch den Wunsch, mit Block’hood ein zukunftsweisendes Modell zur Städteentwicklung geschaffen zu haben (Quelle). Aber davon nicht genug, das Spiel soll auch die Sinne für ökologische Konsequenzen schärfen und dem Spieler umweltfreundliches, effizientes Bauen komplexer System beibringen. Hierfür werden ihm (bisher in der Early Access Phase) zwei Modi angeboten: Challenge und Sandbox. Der Challenge Modus stellt den Spieler vor verschiedene Herausforderungen, die durch eine eingegrenzte Blockauswahl sowie eine kleine Ebene und weitere Einschränkungen gelöst werden sollen. So gibt es die Aufgabe, etwas zu produzieren, aber gleichzeitig nicht zu viele umweltschädliche Substanzen wie Abwasser hervorzubringen. Dabei ist Ressourcenmanagement extrem wichtig. Der Sandbox Modus hingegen gibt dem Spieler alle Freiheiten zum Herumprobieren. Auf die Balance muss immer noch geachtet werden und die Ökologie-Anzeige sollte ebenso im grünen Bereich bleiben, jedoch hat der Spieler hier die Möglichkeit, gute Blockkombinationen für sich zu überlegen und neue Ideen zu entwickeln.

Mit dem Konzept, Städte nachhaltig durch Kombination bereits weit verbreiteter umweltfreundlicher Methoden zu erschaffen, geht Block’hood für mich einen wichtigen Schritt. Das bisher noch im Early Access existierende Spiel kann ich darüber hinaus vom spielerischen Wert her auch jedem ans Herz legen, der gerne plant, baut und sich für das Grüne unseres Planeten interessiert – dazu bekommt man gleich noch eine ruhige und zur Konzentration anregende Titelmusik, der man stundenlang mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zuhören kann. Und wer weiß, vielleicht kann Block’hood seinen ökologischen Gedankenfunken auf den ein oder anderen Spieler übertragen und damit die Welt ein Stückchen grüner machen.