Asura ist wütend. So wütend, dass er ganze Landstriche zerlegt und reihenweise Götter umbringt. Verständlich nach allem, was ihm passiert ist.
Aber beginnen wir ganz von vorne. Asura ist einer der acht Halbgötter, die den Planeten Gaea vor den Gohma beschützen, bösartige Monster mit ihrem Anführer Vlitra, die versuchen die Menschheit vernichten. Diese tauchen alle paar Jahrhunderte wieder auf und können nicht komplett ausgelöscht werden. Nachdem Asura Vlitra ein weiteres Mal erfolgreich zurückschlägt, wird in einem Komplott der Kaiser getötet. Asura wird öffentlich für den Mord verantwortlich gemacht, gleichzeitig wird seine Frau umgebracht und sein Kind, die oberste Priesterin, entführt, um als göttliche Energiequelle missbraucht zu werden. Beim Versuch sie zu befreien stirbt letztendlich auch Asura durch die Hand der anderen Götter. 12.000 Jahre später erwacht er wieder. Wiederbelebt durch seine eigene Wut, sinnt er auf Rache an den Verrätern, die inzwischen als die „Sieben Götter“ bekannt sind und sich als solche verehren lassen. Fängt doch schon einmal gut an, oder? Asura´s Wrath ist nah an einem spielbarem Anime. Einer, der euch mitreißen kann und so übertrieben inszeniert ist wie kein zweites Spiel, dafür aber auch unbestreitbare Schwächen besitzt.

Das Gameplay

Das Spiel hat eine Länge von ungefähr sechs Stunden. Die Statistik, nach einem Durchgang auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad sagt aus, dass davon nur 1 1/2 Stunden reines Gameplay war. Eigentlich viel zu wenig für ein richtiges Spiel, möchte man meinen. Die Gameplay-Abschnitte gibt es in zwei Varianten. In einer davon rennt oder fliegt Asura, im Stil eines Rail-Shooters, automatisch einen vorbestimmten Weg ab. Auf diesem könnt ihr euch in begrenztem Rahmen bewegen und müsst dabei auf alles schießen, das sich auf euren Bildschirm wagt, während ihr den Geschossen der Gegner ausweicht. Diese Abschnitte sind kurzweilig und actionreich inszeniert, da ständig etwas explodiert und man auch dort mit riesigen Gegnern konfrontiert wird. Aber auch alles andere als innovativ.
Oder aber ihr verprügelt die Gegner bei der zweiten Variante, in einem Kampfsystem, das sich an bekannten Action-Adventures orientiert und leider ziemlich simpel gehalten ist. Es gibt einen schwachen und einen starken Schlag, die sich nicht einmal zu Kombinationen verketten lassen. Ihr könnt Gegner außerdem in die Luft befördern, ausweichen sowie einige kontextsensitive Aktionen ausführen. Das war es dann aber auch schon. Damit sind die wenigen Kämpfe zwar solide, durch die fehlenden Möglichkeiten werden sie aber schnell monoton. Teilweise wettgemacht wird dies durch das Drumherum im Kampf. Jeder Schlag wird audiovisuell effektvoll untermalt, die Kameraperspektive wechselt bei bestimmten Aktionen und die Charaktere unterhalten sich während den Kämpfen weiter. Einerseits sind die Mankos wegen der kurzen Spielzeit zu verkraften, andererseits spricht das natürlich auch enorm gegen das Spiel. Wenn das Abenteuer schon so kurz ist, dann soll es doch bitte möglichst in jeder Sekunde unterhalten. Nur auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad fällt die fehlende Komplexität kaum ins Gewicht, da man hier jeden seiner Schläge gut timen muss. Durch gelungene Aktionen füllt ihr in diesen Abschnitten die Wut von Asura auf, die letztendlich die nächste Zwischensequenz startet.
Die restlichen 4 ½ Stunden des „Spieles“ bestehen also aus wirklich bombastisch inszenierten Cutscenes und Quick-Time-Events (kurz: QTE). Quick-Time-Events sind teilweise interaktive Zwischensequenzen, bei denen man die auf dem Bildschirm angezeigte Taste im richtigen Moment drücken muss. Damit läuft die Sequenz zugunsten des Protagonisten weiter. Wirklich populär wurden QTEs durch „Resident Evil 4“. Dieses setzte sie aber dosiert ein, so dass der Spieler bei jeder Begegnung mit einem Angriff rechnen musste. Bei Asuras Wrath dagegen werdet ihr im Sekundentakt mit ihnen konfrontiert.Einerseits tragen diese Sequenzen dazu bei, dass man sich wirklich wie in Asuras Körper fühlt, wenn man genau im richtigen Moment die angezeigte Taste drückt und einem Boss einen mächtigen Kinnhaken verpasst oder mit Asura´s sechs Armen auf einen Gegner eindrescht. Das Problem dabei ist, dass die meisten Quick-Time-Events kein Scheitern zur Folge haben und damit quasi ignoriert werden könnten. Ist diese Illusion erst einmal verflogen, fühlt man sich manchmal eher als Zuschauer denn als Akteur. Nur bei einigen wenigen wird man auch mit dem „Game Over“-Bildschirm bestraft. Ein leichter Zwang entsteht immerhin dadurch, dass man für die Sequenzen Bewertungen erhält, die erst das wahre Ende von Asura freischalten. Der große Reiz des Spieles liegt aber sowieso nicht im Gameplay sondern in der Inszenierung.

Inszenierung, Grafik und Sound

Das Szenario in das euch das Spiel wirft ist eine ziemlich unverbrauchte Mischung aus Sci-Fi und asiatischer Mythologie. Im Spiel selbst bleiben leider noch viele Fragen zur Hintergrundgeschichte unbeantwortet. Die Hauptstory ist aber auf jeden Fall einen Blick wert. Zentraler Aspekt dabei ist Asura´s Wut. Sowohl auf sich selbst, unter anderem weil er ein generelles Problem mit Menschen hat als auch auf andere. Seien es nun die Menschen, die ihre Götter stupide anpreisen oder die Angebeteten, die sich selbst erheben. Bei diesen wurde an Stereotypen aus Animes nicht gespart. Der Stille, der Taktiker, der Dicke, der Kämpfer, der Arrogante. Alles vertreten.Insgesamt bietet die Story also nichts bahnbrechendes, wobei die Konzentration auf das Thema der Wut auf jeden Fall erwähnenswert bleibt. Die Geschichte weiss über den Spielverlauf zu unterhalten und besitzt die eine oder andere Wendung sowie verdammt coole Dialoge. Das Wichtigste, nämlich die Wut von Asura, wird auf jeden Fall greifbar gemacht.
Zuweilen fragt man sich, ob Asuras Wrath einen Tribut an Animes wie Naruto und Dragonball darstellt oder manche Dinge schlichtweg kopiert. So zum Beispiel der impulsive Asura ( ähnlich Naruto, orange als Farbe) und der ruhige Yasha (blau als Charakterfarbe, ähnlich Sasuke) oder einen riesigen Turm, den Asura hochklettern muss, der verdächtig an ein gewisses Bauwerk aus „Dragon Ball“ erinnert.
Das Spiel ist in 18 Episoden unterteilt, die alle im Stile einer Fernsehepisode strukturiert sind. Am Anfang kurz ein paar Credits, gegen Mitte eine Werbeunterbrechung und am Ende jeweils ein „To be continued“. Übergeleitet wird jeweils durch nett gezeichnete Malereien, so dass das sich dabei ein stimmiges Gesamtbild ergibt.Die englischen Sprecher sind sehr gut besetzt und bringen die Art ihres Charakters jeweils stimmgewaltig rüber, ob es nun der rasend wütende Asura oder der unglaublich füllige und arrogante Wyzen sei. Die Musikstücke sind auch meistens gut gewählt und untermalen die Stimmung der jeweiligen Episode passend. Leider kommt es dabei im Spielverlauf zu einigen Wiederholungen, dafür sind einige Kompositionen ziemlich interessant geraten.
Asuras Wrath lebt größtenteils von der Inszenierung und Story, macht dabei aber den Fehler auch dort Durchhänger zu haben. So stellt sich nach gewisser Zeit ein Sättigungsgefühl ein á la „und da hab ich schon wieder ein Raumschiff zerlegt, toll“ und „Ach ne, schon wieder drei Arme verloren“. Auch sind die Kämpfe gegen die kleineren Gegner der Gohma nicht so übertrieben und gut inszeniert, wie der Rest des Spiels. Deswegen offenbaren diese Episoden auch gnadenlos die sonstigen Schwächen des Spiels und bereiten wenig Spaß. Manchmal ertappt man sich auch bei dem Wunsch nach dem Ende des Abschnitts und dem Beginn der nächsten Cutscene. Denn diese Sequenzen bieten teilweise das Abgefahrenste, was man bisher in einem Videospiel sehen konnte. Wenn Asura turmhohe Gegner zu Fall bringt oder ein Schwert, das länger als der Durchmesser der Erdkugel ist zum Einsatz kommt, ist das einfach so over-the-top inszeniert, dass es schon wieder richtig gut und höchstens im positiven Sinn trashig wirkt. In dieser Hinsicht bleibt Asura einzigartig. Es hebt sich in der Spielszene deutlich ab und ist derzeit das Spiel das am nähesten an einem spielbaren Anime dran ist.

Fazit:

Ich hatte meinen Spaß mit Asura und habe den Kauf nicht bereut. Es ist eins dieser Spiele, mit denen man entweder verdammt viel Spaß hat oder die man richtig schlecht findet. Die Mehrheit der Spieler wird wahrscheinlich zur letzteren Kategorie gehören, da Asura´s Wrath letztendlich zu wenig Gameplay und Komplexität bietet, um eine große Gruppe von Spielern anzusprechen. Wer aber auf Animes sowie übertrieben Inszenierung steht und bei Quick-Time-Events nicht schreiend davon rennt, der wird sich wahrscheinlich vom Spiel mitreissen lassen können. Mein persönlicher Höhepunkt war der Kampf gegen Augus auf dem Mond. Ja, auf dem Mond. Während ihr mit eurem ehemaligen Lehrmeister einen epischen Kampf austragt, lauscht ihr im Hintergrund der „New World Symphony“ von Antonín Dvořák. Asura´s Wrath wird es sicherlich in keine Liste der besten Spiele 2012 schaffen. Aber eines der bemerkenswertesten ist es auf jeden Fall.