Obwohl die Zeiten des direkten Münzeinwurfs am Automaten in überfüllten Spielhallen schon längst der Vergangenheit angehören, wird den Arcade-Games in diesem Jahr noch einmal ein angemessenes Denkmal gesetzt. Der von den Walt Disney Animation Studios produzierte 3D-Animationsfilm Ralph reicht’s (Original: Wreck-It Ralph) bringt altbekannte Arcade Figuren die man von früher kennt mit modernen Videospiel-Helden zusammen auf die Leinwand. So kann man neben Pacman und Sonic the Hedgehog noch viele weitere bekannte Spielfiguren von damals und heute im Film entdecken.

Trotz der Tatsache, dass die Spielhallenautomaten mit Games wie Pong, Space Invaders und Donkey Kong ihre Blütezeit schon in den 1970er und 80er Jahren erlebten, haucht die neue Computeranimation den Charakteren heute wieder neues Leben ein und lässt den ein oder anderen Zuschauer vielleicht sogar nostalgisch werden. Gut möglich ist aber auch, dass man sich an die ganzen verspielten Münzen erinnert, die man damals in die Spielhallen getragen hat. Denn Sinn der Automaten war es möglichst viel Geld einzunehmen und das wurde manchmal auch mit ein paar besonderen psychologischen Tricks unterstützt. Während die ersten beiden Level noch sehr leicht gehalten waren, stieg der Schwierigkeitsgrad danach drastisch an. Der Spieler sollte also von Anfang an denken, dass er das Spiel beherrscht. Des Weiteren wurde die Schwierigkeit nach einem erneuten Geldeinwurf, nicht sichtbar für die Spieler, für einen kurzen Moment gesenkt, damit einem bei der zweiten Chance eine persönliche Verbesserung vorgegaukelt werden konnte. Davon abgesehen bildet die Goldene Ära der Arcade-Spiele eine prägende Vorgeschichte zur heutigen Spieleindustrie. Der sogenannte Arcade-Modus bezeichnet Spielmodi, die sich auf schnelles und geschicklichkeitsbetontes Gameplay, wie es bei den damaligen Spielautomaten verlangt wurde, konzentrieren, und lässt sich noch in vielen aktuellen Computerspielen finden.

Neben den zahlreichen tatsächlichen Videogame Referenzen in Wreck-It Ralph sind allerdings das eigentliche Spiel, aus dem der Hauptprotagonist Ralph stammen soll und weitere Games in denen er sich bewegt, nicht basierend auf einem realen Vorbild. Extra für den Kinofilm wurde unter anderem ein Arcade-Game namens Fix-It Felix Jr. im 8-Bit Stil konzipiert, dass man online auf der Internetseite zum Film spielen kann und glatt für einen alten Klassiker halten könnte, wenn man es nicht besser wüsste. In diesem Spiel muss der Spieler als Felix Häuserfassaden in Ordnung bringen, die von Ralph kaputt gemacht wurden. Man repariert die Fenster mit dem Zauberhammer, sammelt von den Hausbewohnern bereitgestellte Kuchen ein, die extra Leben und Punkte bringen und weicht fliegenden Vögeln und fallenden Steinen aus, die Ralph von oben herunterprügelt.

Da Ralph aber irgendwann genug davon hat immer der Böse zu sein und von allen gemieden zu werden, verlässt er sein Spiel und sucht nach Anerkennung in anderen fiktiven Arcade-Games wie dem Ego-Shooter Hero’s Duty und dem Rennspiel Sugar Rush um als Held zurückkehren zu können. Dabei wird den Zuschauern der Film immer wieder mit zahlreichen Anspielungen rund um das Thema Videogames versüßt. Sei es der von vielen geliebte Cheat-Code von Konami, die aus Street Fighter bekannten Kämpfer oder ein Final Fantasy „Aerith lives“ Graffiti. Man muss nicht lange suchen um die spielspezifischen Hinweise zu finden. Wenn man sich also nicht zu sehr auf die kitschige Disney-Atmosphäre konzentriert, hat man durchaus seinen Spaß an dem Kinder- und Familienfilm, auch wenn man nicht mehr ganz zur Zielgruppe gehört. Durch diese Story und Aufmachung entsteht nicht nur ein verdientes Revival der Vorläufer moderner Videospielgenres, sondern auch ein gigantisches Crossover gestützt auf die unterschiedlichsten Games der Geschichte.

Zusatzinfo: Als Extra zum Film gibt es in den Kinos den sehr gelungenen animierten schwarz-weiß Kurzfilm „Paperman“ von Disney, an dem man sich sieben Minuten lang erfreuen kann